Woran glaubt, wer nicht glaubt?

MARTINI, Carlo Maria ECO, Umberto: Woran glaubt, wer nicht glaubt?. 2016.

Abstract

MARTINI, Carlo Maria; ECO, Umberto: „Woran glaubt, wer nicht glaubt?“, München 1999
Haben auch Nichtgläubige Werte? Unterscheiden sie zwischen GUT und BÖSE? Oder können das nur Gläubige. Über derartige Grundfragen diskutieren im Rahmen eines Briefwechsels der Mailänder Bischof und der Schriftsteller Umberto Eco. Eine geistreiche Auseinandersetzung, die neue Faktoren aufzeigt.
Kardinal König eröffnet den Diskurs mit Bezug auf den Club of Rome – einer nichtchristlichen Organisation -, die aber neben Umweltproblemen eine „steigende Gleichgültigkeit, eine fehlende Orientierung ohne allgemeingültige ethische und religiöse Werte“ (Seite 11) feststellte.
Für Eco ist die Entstehung eines Kindes nach der Empfängnis weiterhin ein wichtiges Wunder, das auf unserer Welt passiert. Interessant auch seine Erkenntnis, dass Jemand, der nicht einer bestimmten Glaubensgemeinschaft angehört diese nicht kritisieren darf oder Verbesserungsvorschläge einbringen darf. Wenn Jemand Alkohol trinken will kann er eben nicht dem Islam beitreten und kann dies auch nicht kritisieren. In der katholischen Kirche ist dies etwa die Scheidung.
Er fragt aber seinen Kontrahenten, den Bischof von Mailand, warum die Kirche die Frau – wenn sie ihre Tage hat – als unrein bezeichnet, einen homosexuellen, Aidskranken Priester aber als rein.
Auch versucht er dem Bischof klarzulegen, dass die Bibel sehr wohl Frauen gleichstellt und diese etwa taufen dürften. Die Amtskirche lehnt das aber ab.
Frauen dürfen keine Priester sein, weil sie die männlichen Gläubigen dann erregen würden und sich diese nicht mehr konzentrieren können. Was aber mit den Frauen? Werden die nicht auch von hübschen Priestern abgelenkt?
Der Bischof stimmt vielen Argumenten des Dichters zu, schränkt aber ein, dass sich die Kirche auf eine 2000-jährige Tradition beruft.

Der Briefwechsel wird umrahmt von einem Vorwort von Kardinal König und einem ergänzenden Diskurs von 2 Politikern, 2 Journalisten und 2 Philosophen. Der Journalist Scalfari meint, „um moralisch zu handeln, brauchen wir uns nur auf den Instinkt zu verlassen“ (Seite112). Montanelli sagt, wenn der Glaube eine Erleuchtung ist, die aber nicht jedem widerfährt, dann sei das eine Ungerechtigkeit. Der Philosoph Severino sieht in der Technik den „Untergang des guten Glaubens“ (Seite 97). Sein Kollege Scalambro bezeichnet Gott einen „menschenmordenden Gott“, in dem „das Gute“ seinen Grund nicht haben kann. Der Diskurs zwischen Eco und dem Mailänder Kardinal bezieht sich auf den Unterschied von Gläubigen und Nichtgläubigen und deren Wertsystem. Der linke Politiker Foa ist nicht überzeugt, dass so eine Unterscheidung zielführend ist, weil „der Gläubige nicht wirklich so sicher ist dass er glaubt“ (Seite 124) und auch beim Nichtgläubigen kann es sein, dass er doch glaubt. Letztlich ist für den Sozialisten Martelli zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen (zumindest in der westlichen Kultur) keine Kluft, sondern ein fließender Übergang.
Am Ende versucht Kardinal Martini eine Conclusio zum Thema „Woran glaubt, wer nicht glaubt? „zu finden. Positiv findet er generell eine Diskussion über Ethik. Das habe unsere Gesellschaft nötig. Eine klare Antwort gibt er aber auch im Schlussstatement nicht. Sehr wohl zeigt er aber die Wandlung des Begriffs Gott auf. „Gott wurde als Uhrmacher des Universums gedacht, als allein durch die Macht charakterisiertes Sein, als ungeheurer und allesfressender Leviathan, als Feind des Menschen, als böswilliger Demiurg und dergleichen.“ (Seite 151). Heute ist Gott „ein Gott für den Menschen“, der dem Menschen zur Seite steht.

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    Haben auch Nichtgläubige Werte? Unterscheiden sie zwischen GUT und BÖSE? Oder können das nur Gläubige. Über derartige Grundfragen diskutieren im Rahmen eines Briefwechsels der Mailänder Bischof und der Schriftsteller Umberto Eco. Eine geistreiche Auseinandersetzung, die neue Faktoren aufzeigt.
    Kardinal König eröffnet den Diskurs mit Bezug auf den Club of Rome – einer nichtchristlichen Organisation -, die aber neben Umweltproblemen eine „steigende Gleichgültigkeit, eine fehlende Orientierung ohne allgemeingültige ethische und religiöse Werte“ (Seite 11) feststellte.
    Für Eco ist die Entstehung eines Kindes nach der Empfängnis weiterhin ein wichtiges Wunder, das auf unserer Welt passiert. Interessant auch seine Erkenntnis, dass Jemand, der nicht einer bestimmten Glaubensgemeinschaft angehört diese nicht kritisieren darf oder Verbesserungsvorschläge einbringen darf. Wenn Jemand Alkohol trinken will kann er eben nicht dem Islam beitreten und kann dies auch nicht kritisieren. In der katholischen Kirche ist dies etwa die Scheidung.
    Er fragt aber seinen Kontrahenten, den Bischof von Mailand, warum die Kirche die Frau – wenn sie ihre Tage hat – als unrein bezeichnet, einen homosexuellen, Aidskranken Priester aber als rein.
    Auch versucht er dem Bischof klarzulegen, dass die Bibel sehr wohl Frauen gleichstellt und diese etwa taufen dürften. Die Amtskirche lehnt das aber ab.
    Frauen dürfen keine Priester sein, weil sie die männlichen Gläubigen dann erregen würden und sich diese nicht mehr konzentrieren können. Was aber mit den Frauen? Werden die nicht auch von hübschen Priestern abgelenkt?
    Der Bischof stimmt vielen Argumenten des Dichters zu, schränkt aber ein, dass sich die Kirche auf eine 2000-jährige Tradition beruft.
    
    Der Briefwechsel wird umrahmt von einem Vorwort von Kardinal König und einem ergänzenden Diskurs von 2 Politikern, 2 Journalisten und 2 Philosophen. Der Journalist Scalfari meint, „um moralisch zu handeln, brauchen wir uns nur auf den Instinkt zu verlassen“ (Seite112). Montanelli sagt, wenn der Glaube eine Erleuchtung ist, die aber nicht jedem widerfährt, dann sei das eine Ungerechtigkeit. Der Philosoph Severino sieht in der Technik den „Untergang des guten Glaubens“ (Seite 97). Sein Kollege Scalambro bezeichnet Gott einen „menschenmordenden Gott“, in dem „das Gute“ seinen Grund nicht haben kann. Der Diskurs zwischen Eco und dem Mailänder Kardinal bezieht sich auf den Unterschied von Gläubigen und Nichtgläubigen und deren Wertsystem. Der linke Politiker Foa ist nicht überzeugt, dass so eine Unterscheidung zielführend ist, weil „der Gläubige nicht wirklich so sicher ist dass er glaubt“ (Seite 124) und auch beim Nichtgläubigen kann es sein, dass er doch glaubt. Letztlich ist für den Sozialisten Martelli zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen (zumindest in der westlichen Kultur) keine Kluft, sondern ein fließender Übergang.
    Am Ende versucht Kardinal Martini eine Conclusio zum Thema „Woran glaubt, wer nicht glaubt? „zu finden. Positiv findet er generell eine Diskussion über Ethik. Das habe unsere Gesellschaft nötig. Eine klare Antwort gibt er aber auch im Schlussstatement nicht. Sehr wohl zeigt er aber die Wandlung des Begriffs Gott auf. „Gott wurde als Uhrmacher des Universums gedacht, als allein durch die Macht charakterisiertes Sein, als ungeheurer und allesfressender Leviathan, als Feind des Menschen, als böswilliger Demiurg und dergleichen.“ (Seite 151). Heute ist Gott „ein Gott für den Menschen“, der dem Menschen zur Seite steht.
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