Wir schlafen nicht

RÖGGLA, Kathrin: Wir schlafen nicht. 2010.

Abstract

RÖGGLA, Kathrin: „wir schlafen nicht“, Frankfurt 2004
Wein wird besser, wenn man ihn liegen lässt. Manche Bücher lassen sich genussvoller lesen, wenn man sie später liest. Wie die Widmung im Buch sagt, bekam ich es 2004 anlässlich meines Abschieds von der Donau-Universität von Kollegen Stepan. Ich begann es zu lesen und aus irgendeinem Grund hörte ich auf. Jetzt las ich es fertig. Ein gewöhnungsbedürftiger aber zeitgemäßer Stil. Ja, diese kurzen und abgehackten Sätze drücken sehr viel von unserem Zeitgeist aus. Wie Firmen ihre Mitarbeiter auspressen sagt der Satz: „wenn man um 18 Uhr geht, kommt üblicherweise der spruch: ob man sich einen halben tag frei genommen habe“ (Seite 35) Der Schlaf wird da immer weniger. Die Autorin lässt Gedanken aufkommen, was wäre, wenn man Schlaf speichern könne, also auf Vorrat schlafen könne. Ja sie geht sogar so weit Schlaf als Handelsware zu sehen. Eigene Branchen und Banken könnten entstehen, die Schlaf verkaufen und handeln.
Durch mein verspätetes Lesen kommt der Satz „er habe ja gar nicht von aufschwung gesprochen, er habe nur gesagt, dass er noch nicht von einem minuswachstum sprechen könne, weil kein minuswachstum vorhanden sei.“ (Seite 65) anders an. Wenige Jahre können den Blickwinkel verschieben!
Die Szene spielt in der Computerbranche während einer Messe. Ein IT-Experte, eine PR-Dame, ein Key Account Manager und ein Eigentumsvertreter bzw eine Praktikantin unterhalten sich über das Leben und die Branche.
Etwa, wenn die Arbeit zu wenig Zeit für die Familie lasse: „“ach, eine vernünftige Bezihung halte das schon aus, und habe nun mal eine vernünftige beziehung. Ja, er müsse schon sagen, seine frau halte ihm da den rücken frei. Auch seine kinder würde er durchaus sehen.“ (Seite 71)
Zur aktuellen Politik meint diese Diskussionsrunde: „er sehe keine refomwilligen menschen in der politik..“ (Seite 103) …“wie realitätsfremd die eigene regierung sei, während man selbst so nah an den dingen sei. So nah. Man verliere ja direkt den überblick“ (Seite 204)
Das Kernthema aber ist der übertriebene und intensive Einsatz des Menschen in der Arbeit. Geschrieben in einem sehr gewöhnungsbedürftigen Stil, wo bei die reine Kleinschreibung das kleinste Lesehindernis ist.
(Prishtina - Hinterbrühl, 28.03.2010)

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    Durch mein verspätetes Lesen kommt der Satz „er habe ja gar nicht von aufschwung gesprochen, er habe nur gesagt, dass er noch nicht von einem minuswachstum sprechen könne, weil kein minuswachstum vorhanden sei.“ (Seite 65) anders an. Wenige Jahre können den Blickwinkel verschieben!
    Die Szene spielt in der Computerbranche während einer Messe. Ein IT-Experte, eine PR-Dame, ein Key Account Manager und ein Eigentumsvertreter bzw eine Praktikantin unterhalten sich über das Leben und die Branche.
    Etwa, wenn die Arbeit zu wenig Zeit für die Familie lasse: „“ach, eine vernünftige Bezihung halte das schon aus, und habe nun mal eine vernünftige beziehung. Ja, er müsse schon sagen, seine frau halte ihm da den rücken frei. Auch seine kinder würde er durchaus sehen.“ (Seite 71)
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