Abstract
HESSE, Hermann: „Wir nehmen die Welt nur zu ernst, Heitere Texte“, Berlin 2019
Hermann Hesse wurde nachgesagt, dass er ein melancholischer Mensch ohne Humor gewesen sei. Der Herausgeber des vorliegenden Buches, Volker Michels, hat Erzählungen, Gedichte und Anekdoten zusammengetragen, mit denen er dieses Vorurteil widerlegen will. Im Nachwort meint er „Er bringt es fertig, über sich selbst zu lachen, ohne Zynismus oder Bitterkeit, sondern mit heiterer Würde und echter Selbstironie.“ (Seite 298)
Platz wird auch den Gedichten eingeräumt. Hesse liebte es Gedichte zu verfassen, war damit aber kommerziell nicht so erfolgreich. Er wollte immer schon primär Gedichte publizieren, hatte dabei aber Probleme mit den Verlegern, die lieber Romane publizierten. Im Kapitel „Aus dem Briefwechsel eines Dichters“ wird das sehr anschaulich dargestellt.
Manche seiner Erzählungen haben nichts an Aktualität verloren, wie etwa das Verhältnis von Städtern zur Natur in „Die Fremdenstadt im Süden“: „Bekanntlich schwärmt der Großstädter für nichts so sehr wie für die Natur, für Idylle, Friede und Schönheit.“ (Seite 149) Umgekehrt könne er aber damit nicht umgehen, weil er es nicht gewohnt ist. Daher baut für Tourismusbranche für die Städter eine Scheinnatur. Auch die Geschichte „Bericht aus Normalien“ passt zu manchen politischen Vorgängen unserer Zeit. Er stellt darin ein Land vor, das aus einer Irrenanstalt heraus entwickelt wurde. Irr zu sein ist da normal. „Das Anwachsen dieser Anstalt zu einem ganzen Staat und Lande wird von den offiziellen Historikern daraus erklärt, dass infolge der Angst- und Massenpsychosen seit dem Beginn der Gloriosen Epoche jene weitbekannte Anstalt einen solchen Zustrom an Patienten zu bewältigen hatte, dass aus der Siedlung ein Dorf, ein Komplex von Dörfern, endlich ein Komplex von Landschaften und Städten, kurz unser jetziges Land entstanden sei.“ (Seite 129) Den Unterschied zwischen verrückt und normal definiert er mit einem Zoo, wo man als Affe hinter Gittern sei oder als Besucher durch die Gitter blicke.
Neben Werken von Hermann Hesse kommen im Buch auch andere Autoren zu Wort und schreiben über ihn. So etwa Briefe und Auszüge aus dem Tagebuch seiner Mutter.
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