Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein

HELLER André: Als ich ein Hund war. 2009.

Abstract

HELLER, André: „Als ich ein Hund war“, Berlin 2003
Der Zirkusgeschichtenerfinder schreibt auch lustige und ausgefallene Geschichten. So wie er mit Menschengestalten im Zirkuszelt Ausgefallenes liefert, so ist es auch beim Schriftsteller Heller. Er schlüpft in der Geschichte, die dem Buch den Titel gibt, in die Gestalt eines Hundes und jammert darüber, dass Kinder Steine nach ihm werfen.
Am besten ist es, man lässt – so wie Lesen – auch hier Wortspenden zurück:
„Ich habe keine Antwort. Auf diesen vier Worten sind wahrscheinlich Millionen Lebensruinen gebaut.“(Seite 24)
„Vielleicht ist mein Unglück“ – lässt er einer unglücklichen Ehefrau sagen – „ohnedies die äußerste Form von möglichem Glück, und diejenigen, die auf mich glücklich wirken, sind in Wahrheit noch viel unglücklicher als ich.“ (Seite 25)
Einem überlebenden KZ-Häftling lässt er sagen: „Im Konzentrationslager war alles mein Trost, worüber die Nazis keine Macht hatten. Die Wolken, das Wetter, die Jahreszeiten, der Wechsel von Tag und Nacht. Die Wälder konnten sie ja abholzen, die Vögel im Flug töten, die Bäche umleiten oder ihr Wasser vergiften. Selbst Berge konnten sie sprengen. Aber der Mond, die Sonne, die Milchstraße, die Lichtschlangen und Trommelwirbel der Gewitter entzogen sich ihrem Zugriff. Dorthin, in die verbrecherlose Welt bin ich in Gedanken übersiedelt. Tausendmal, jede wache Stunde. Das hat mich wahrscheinlich vor dem Untergehen bewahrt.“ (Seite 44)
„Wer zu Traurigkeit neigt, sollte Orte besonderer Schönheit meiden.“ Das begründet Heller auf Seite 93
„Später ist es oft ein Unglück, wenn man als junger Mensch schön war. Viele von denen sind ja fast nur mehr mit Heimweh nach dem Damals ihres Körpers beschäftigt.“ (Seite 109)
„Ich gehe auf keine Begräbnisse mehr. Es scheint mir wie Vorbesichtigung des eigenen Schlussakkords …“ (Seite 110)
„Am Anfang die Katheder der Schulmeister und am Ende der Katheder der Urologen …“ (Seite 112)
„ … denn direkt neben ihrem Mut wartete eine Feigheit, die die stärkeren Ellbögen besaß.“ (Seite 126)
(Hinterbrühl, 27.08.2009)

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    Am besten ist es, man lässt – so wie Lesen – auch hier Wortspenden zurück:
    „Ich habe keine Antwort. Auf diesen vier Worten sind wahrscheinlich Millionen Lebensruinen gebaut.“(Seite 24)
    „Vielleicht ist mein Unglück“ – lässt er einer unglücklichen Ehefrau sagen – „ohnedies die äußerste Form von möglichem Glück, und diejenigen, die auf mich glücklich wirken, sind in Wahrheit noch viel unglücklicher als ich.“ (Seite 25)
    Einem überlebenden KZ-Häftling lässt er sagen: „Im Konzentrationslager war alles mein Trost, worüber die Nazis keine Macht hatten. Die Wolken, das Wetter, die Jahreszeiten, der Wechsel von Tag und Nacht. Die Wälder konnten sie ja abholzen, die Vögel im Flug töten, die Bäche umleiten oder ihr Wasser vergiften. Selbst Berge konnten sie sprengen. Aber der Mond, die Sonne, die Milchstraße, die Lichtschlangen und Trommelwirbel der Gewitter entzogen sich ihrem Zugriff. Dorthin, in die verbrecherlose Welt bin ich in Gedanken übersiedelt. Tausendmal, jede wache Stunde. Das hat mich wahrscheinlich vor dem Untergehen bewahrt.“ (Seite 44)
    „Wer zu Traurigkeit neigt, sollte Orte besonderer Schönheit meiden.“ Das begründet Heller auf Seite 93
    „Später ist es oft ein Unglück, wenn man als junger Mensch schön war. Viele von denen sind ja fast nur mehr mit Heimweh nach dem Damals ihres Körpers beschäftigt.“ (Seite 109)
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