Superheldinnen

MARKOVIC, Barbi: Superheldinnen. 2017.

Abstract

MARKOVIC, Barbi: „Superheldinnen“, Salzburg Wien 2016
Österreich wächst auf Grund von Zuwanderern. Sie werden von den einheimischen Österreichern oft nicht zur Kenntnis genommen und von manchen Politikern nur negativ gesehen. Wie es den Menschen geht, wenn sie von einem anderen Land in das unsere kommen, von einer anderen Kultur zur österreichischen wechseln wissen wir nicht. Die junge Autorin Markovic gibt uns Einblick. Selbst aus Belgrad nach Wien gekommen weiß sie es und kann es uns beschreiben. Die Hauptperson ihres Romans trifft sich jede Woche mit zwei Leidensgenossinnen in einem Wiener Café. Sie besprechen ihre Probleme, schreiben eine Kolumne für eine astrologische Zeitung und glauben ihre „Kräfte“ – Blitz und Auslöschung - gegen andere Menschen einsetzen zu können. Sie haben das von älteren Vorfahren in ihrer Heimat gelernt. Jetzt hier im „fremden Land“ wollen sie aus ihrem Pessimismus herauskommen um in einer besseren Welt anzukommen. „Wir kamen aus dem Dreck, aber wir waren nicht gekommen, um ewig von einer schlechten Arbeit zur nächsten zu hetzen. … Wir waren gekommen, um das Leben aus der Werbung zu leben.“ (Seite 156) Aber um aufsteigen zu können sehen sie oft nicht was sie schon erreicht haben „Die Menschen waren gezwungen, unablässig auf dem Laufband der Gesellschaft dahinzutraben, sie hatten keine Zeit, sich umzudrehen und die Früchte ihrer Arbeit zu betrachten“. (Seite 60) Sie „hetzten einem Lebensstandard hinterher, den ihr Einkommen nicht erlaubte.“ (Seite 40)
Zu dritt versuchen sie ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Jede bringt Vorteile ein. „Manche Menschen sind schlicht aus besserem Material hergestellt. Sie haben weißere Zähne. Sie werden seltener krank. Mascha hat mir und Direktorka vieles voraus. Sie lief schneller und kletterte höher. In magischen Unternehmungen ging sie einen Schritt weiter.“ (Seite 19)
Bei ihren wöchentlichen Treffen im Kaffeehaus hatten sie eine Rollenverteilung innerhalb ihres Freundschaftsdreiecks. Um mit ihren Problemen fertig zu werden sehen sie drei Möglichkeiten:
• zu sterben,
• den Aufenthaltsort zu wechseln oder
• etwas zu verändern. (Seite 8)
„Wir bildeten eine stabile freundschaftliche Gemeinschaft, die auf dem besten Weg war, zusammen zu altern.“ (Seite 23) Der menschliche Kontakt wird sozialen Medien vorgezogen. „Ich sagte, Facebook erinnere mich an einen Opportunisten, dessen Einschleimversuche mich anwidern, der jedoch allmählich meinen sozialen Raum erobere und sich zwischen mich und alle Menschen, die ich treffen wollte, stellte.“ (Seite 27)
Die drei Frauen wollen von der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigen. Sie schaffen es mit einem Casinobesuch. Sie erspielen mit geschenkten Gutscheinen soviel Geld, dass sie den Aufstieg schaffen. Ein Roman mit Happy End. Die Damen kaufen im Supermarkt was sie wollen, sie besuchen Kosmetiksalons, machen Yoga und essen Ziegenmilchjoghurt – nein, sie kaufen es nur weil es schick ist, essen es aber nicht.
„Die Veränderung war nicht plötzlich … alles hatte uns zu diesem Punkt geführt. Wir haben gelernt unseren wohlverdienten Platz einzunehmen, auf unseren Körper zu hören und das zu tun, was uns gut tut.“ (Seite 187)
Tauben begleiten den Leser und die Hauptakteurin durch das Buch. Sie bringen Unglück. Am Ende bleiben sie aus.
Wenn ich ein Buch lese, mache ich mir „Eselsohren“ bei jenen Seiten, wo ich eine schöne Formulierung finde. Bei diesem Buch musste ich mein System ändern. Fast jede Seite hätte ein Eselsohr bekommen. Manchmal hatte ich es schon auf der Seite und hätte ein weiteres auf der Rückseite gebraucht. So habe ich erstmals die „schönen Sätze“ mit Bleistift angestrichen, um sie später wieder zu finden und genussvoll nochmals zu lesen. Ja, das Lesen ist bei diesem Buch ein Genuss. Eine junge Autorin, die zeigt, dass Literatur weiterlebt.

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    Zu dritt versuchen sie ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Jede bringt Vorteile ein. „Manche Menschen sind schlicht aus besserem Material hergestellt. Sie haben weißere Zähne. Sie werden seltener krank. Mascha hat mir und Direktorka vieles voraus. Sie lief schneller und kletterte höher. In magischen Unternehmungen ging sie einen Schritt weiter.“ (Seite 19)
    Bei ihren wöchentlichen Treffen im Kaffeehaus hatten sie eine Rollenverteilung innerhalb ihres Freundschaftsdreiecks. Um mit ihren Problemen fertig zu werden sehen sie drei Möglichkeiten:
    •	zu sterben,
    •	den Aufenthaltsort zu wechseln oder
    •	etwas zu verändern. (Seite 8)
    „Wir bildeten eine stabile freundschaftliche Gemeinschaft, die auf dem besten Weg war, zusammen zu altern.“ (Seite 23) Der menschliche Kontakt wird sozialen Medien vorgezogen. „Ich sagte, Facebook erinnere mich an einen Opportunisten, dessen Einschleimversuche mich anwidern, der jedoch allmählich meinen sozialen Raum erobere und sich zwischen mich und alle Menschen, die ich treffen wollte, stellte.“ (Seite 27)
    Die drei Frauen wollen von der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigen. Sie schaffen es mit einem Casinobesuch. Sie erspielen mit geschenkten Gutscheinen soviel Geld, dass sie den Aufstieg schaffen. Ein Roman mit Happy End. Die Damen kaufen im Supermarkt was sie wollen, sie besuchen Kosmetiksalons, machen Yoga und essen Ziegenmilchjoghurt – nein, sie kaufen es nur weil es schick ist, essen es aber nicht.
    „Die Veränderung war nicht plötzlich … alles hatte uns zu diesem Punkt geführt. Wir haben gelernt unseren wohlverdienten Platz einzunehmen, auf unseren Körper zu hören und das zu tun, was uns gut tut.“ (Seite 187)
    Tauben begleiten den Leser und die Hauptakteurin durch das Buch. Sie bringen Unglück. Am Ende bleiben sie aus.
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