Spiritus

KADARE, Ismail: Spiritus. 2009.

Abstract

KADARE, Ismail: „Spirtitus“, Zürich 2007
Kadare erzählt die Arbeitsweise des Geheimdienstes im diktatorischen kommunistischen Albanien. Wie Abhörgeräte chinesischer Bauart auch in Kleidungsstücke eingebaut wurden, um die Meinung des Volkes zu erheben. Die kleinsten davon wurden „Prinzessinnen“ genannt. „Jede Prinzessin war inzwischen mehrfach gesät und wieder geerntet worden (beziehungsweise trächtig gewesen und niedergekommen, wie sein Assistent es auszudrücken pflegte), hatte viele Menschen ins Gefängnis oder Internierungslager gebracht, manchmal ganze Familien, und eine Stadt dazu veranlasst, sich einer wahrhaft alptraumartigen Sprache zu bedienen, und die da oben waren immer noch nicht zufrieden.“ (Seite 195)
Diese „Wanzen“ konnten nur im Winter in Kleidungen wie Mäntel eingebaut werden. Dazu wurde etwa ein nicht erlaubtes Theaterstück aufs Programm gesetzt, das dann Menschen anlockte. Die Heizung im Theater wurde repariert und so die Besucher gezwungen ihre Mäntel in der Garderobe abzugeben und die Geheimpolizei während des Stückes die Abhörgeräte einbauen konnte.
So nebenbei erfährt man auch, dass der erste niedergeschrieben Satz in albanischer Sprache aus der Bibel (15. Jahrhundert) stammt: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Seite 160/161)
Ein „Wanzenträger“ wurde von einem Caterpillar überfahren. Seine Kleidung und sein zerquetschter Körper konnten nicht mehr getrennt werden. Er wurde mit dem Abhörgerät begraben. Es dauerte 3 Jahre bis die Zentrale aus Tirana dies als Skandal empfand. Der Chef der lokalen Sicherheitspolizei ließ den Mann ausgraben und das Abhörgerät sicherstellen. Es funktionierte noch und spielte neben dem Gesagten des Opfers auch die Stille im Grab unter der Erde wieder. Dies erschien so originell, dass dieses Band dem Diktator mit einem Helikopter zu seinem Geburtstag nach Tirana gebracht wurde. Der Überbringer, der Chef der Sicherheitsbehörde der Stadt, die im Roman nur B. genannt wird, wurde aber gefangen genommen. Damit er seine Erkenntnisse nicht weiter erzählen konnte wurde im die Zunge zum Reden verstümmelt und die Hände zum Schreiben gelähmt.
Dies reduzierte aber nicht die Legenden, die weiter in Albanien leben und die auch zu diesem Buch führten.
(Hinterbrühl, 05.01.2009)

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    Diese „Wanzen“ konnten nur im Winter in Kleidungen wie Mäntel eingebaut werden. Dazu wurde etwa ein nicht erlaubtes Theaterstück aufs Programm gesetzt, das dann Menschen anlockte. Die Heizung im Theater wurde repariert und so die Besucher gezwungen ihre Mäntel in der Garderobe abzugeben und die Geheimpolizei während des Stückes die Abhörgeräte einbauen konnte.
    So nebenbei erfährt man auch, dass der erste niedergeschrieben Satz in albanischer Sprache aus der Bibel (15. Jahrhundert) stammt: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Seite 160/161)
    Ein „Wanzenträger“ wurde von einem Caterpillar überfahren. Seine Kleidung und sein zerquetschter Körper konnten nicht mehr getrennt werden. Er wurde mit dem Abhörgerät begraben. Es dauerte 3 Jahre bis die Zentrale aus Tirana dies als Skandal empfand. Der Chef der lokalen Sicherheitspolizei ließ den Mann ausgraben und das Abhörgerät sicherstellen. Es funktionierte noch und spielte neben dem Gesagten des Opfers auch die Stille im Grab unter der Erde wieder. Dies erschien so originell, dass dieses Band dem Diktator mit einem Helikopter zu seinem Geburtstag nach Tirana gebracht wurde. Der Überbringer, der Chef der Sicherheitsbehörde der Stadt, die im Roman nur B. genannt wird, wurde aber gefangen genommen. Damit er seine Erkenntnisse nicht weiter erzählen konnte wurde im die Zunge zum Reden verstümmelt und die Hände zum Schreiben gelähmt.
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