Sommer

HESSE Hermann: Sommer. 2011.

Abstract

HESSE, Hermann: „Sommer“, Berlin 2010
Zusammengestellte Texte, die zum Thema Sommer passen. Hier zeigt der Dichter, der auch Maler ist, wie er ohne Pinsel, mit der Füllfeder Situationen beschreibt. Er zeigt auch, dass er über das Bild hinaus im Text Dinge lebendig machen kann, die der Maler nicht kann. Das Wiegen der Blumen oder die verschiedenen Geräusche können im Text beschrieben werden. Die Bilder aber bleiben stumm.
Wenn er beschreibt, wie Frauen Lindenblüten sammeln, um im Winter bei Bedarf daraus einen Tee zu kochen meint er: „Wenn man nur von allem Schönen so einen Beutel voll aufbewahren und für bedürftige Zeiten aufsparen könnte! Freilich, es wären doch nur künstliche Blumen mit künstlichem Duft. Alle Tage rauscht die Fülle der Welt an uns vorüber; alle Tage blühen Blumen, strahlt das Licht, lacht die Freude. Manchmal trinken wir uns daran dankbar satt, manchmal sind wir müde und verdrießlich und mögen nichts davon wissen; immer aber umgibt uns ein Überfluss des Schönen.“ (Seite 26/27)
„Zu Anfang des Sommers, wenn der Körper noch weiß und kleidergewohnt ist ….“ (Seite 38)
Mit der Genauigkeit eines Malers beschreibt er Blumen. Eine Beschreibung, wie sie vielleicht bei einem nicht malenden Dichter nicht kommen kann. Er teilt seinen Beruf auch in Jahreszeiten ein: „In den Sommermonaten ist mein Hauptberuf nicht die Literatur, sondern die Malerei …“ (Seite 96)
Aber auch im Menschlichen ist er genau, wenn er einem Briefpartner, der so gar nichts Gutes an der Welt sehen will sagt „Sehen Sie, Sie stehen immer da, wo getadelt und geklagt wird. Sie sehen nicht den strahlenden Gletscher, sondern den verdorrenden Kartoffelacker …“ (Seite 83)
Die Zusammenstellung der Texte ist auf den Verlauf des Sommers abgestimmt und nicht nach dem Alter der Texte selbst. So finden sich eben Texte des jungen Hesse neben jenen des alternden. In den letzten Seiten schimmert in den Texten schon der Herbst durch: „War man nachts bei hellstem Sternenhimmel zu Bett gegangen, so empfing einen zuweilen am Morgen ein dünnes, graues, müdes und krankes Licht, die Terrasse war naß und strömte feuchte Kälte aus … die Welt … roch bang und bitter nach Herbst.“ (Seite 106)

WELKES BLATT

Jede Blüte will zur Frucht,
Jeder Morgen Abend werden, Ewig ist nicht auf Erden
Als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
Einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still, Wenn der Wind will dich entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
Laß es still geschehen. Laß vom Winde, der dich bricht,
Dich nach Hause wehen.
(Seite 110)
(Buraimi, 13.06.2011)

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    Zusammengestellte Texte, die zum Thema Sommer passen. Hier zeigt der Dichter, der auch Maler ist, wie er ohne Pinsel, mit der Füllfeder Situationen beschreibt. Er zeigt auch, dass er über das Bild hinaus im Text Dinge lebendig machen kann, die der Maler nicht kann. Das Wiegen der Blumen oder die verschiedenen Geräusche können im Text beschrieben werden. Die Bilder aber bleiben stumm.
    Wenn er beschreibt, wie Frauen Lindenblüten sammeln, um im Winter bei Bedarf daraus einen Tee zu kochen meint er: „Wenn man nur von allem Schönen so einen Beutel voll aufbewahren und für bedürftige Zeiten aufsparen könnte! Freilich, es wären doch nur künstliche Blumen mit künstlichem Duft. Alle Tage rauscht die Fülle der Welt an uns vorüber; alle Tage blühen Blumen, strahlt das Licht, lacht die Freude. Manchmal trinken wir uns daran dankbar satt, manchmal sind wir müde und verdrießlich und mögen nichts davon wissen; immer aber umgibt uns ein Überfluss des Schönen.“ (Seite 26/27)
    „Zu Anfang des Sommers, wenn der Körper noch weiß und kleidergewohnt ist ….“ (Seite 38)
    Mit der Genauigkeit eines Malers beschreibt er Blumen. Eine Beschreibung, wie sie vielleicht bei einem nicht malenden Dichter nicht kommen kann. Er teilt seinen Beruf auch in Jahreszeiten ein: „In den Sommermonaten ist mein Hauptberuf nicht die Literatur, sondern die Malerei …“ (Seite 96)
    Aber auch im Menschlichen ist er genau, wenn er einem Briefpartner, der so gar nichts Gutes an der Welt sehen will sagt „Sehen Sie, Sie stehen immer da, wo getadelt und geklagt wird. Sie sehen nicht den strahlenden Gletscher, sondern den verdorrenden Kartoffelacker …“ (Seite 83)
    Die Zusammenstellung der Texte ist auf den Verlauf des Sommers abgestimmt und nicht nach dem Alter der Texte selbst. So finden sich eben Texte des jungen Hesse neben jenen des alternden. In den letzten Seiten schimmert in den Texten schon der Herbst durch: „War man nachts bei hellstem Sternenhimmel zu Bett gegangen, so empfing einen zuweilen am Morgen ein dünnes, graues, müdes und krankes Licht, die Terrasse war naß und strömte feuchte Kälte aus … die Welt … roch bang und bitter nach Herbst.“ (Seite 106)
    
    WELKES BLATT
    
    Jede Blüte will zur Frucht,
    Jeder Morgen Abend werden, Ewig ist nicht auf Erden
    Als der Wandel, als die Flucht.
    
    Auch der schönste Sommer will
    Einmal Herbst und Welke spüren.
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    Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
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