Abstract
HASLINGER, Adolf: „Peter Handke. Jugend eines Schriftstellers“, Salzburg, Wien 1995
Da ich alle Bücher von Handke gelesen habe, war mir diese Biografie ein Lieferant von vielen Hintergrundinformationen. Wie der Mensch Handke dazu kam das eine oder andere zu schreiben.
Seine innige Beziehung zu seiner Mutter hat vieles stimuliert. Ein intensiver Briefverkehr zwischen ihm und der Mutter ist etwas schon Außergewöhnliches. „Briefe bezeichnet man oft als schriftliche Zwiegespräche. Das ist eigentlich in sich ein Widerspruch, weil Gespräche zwischen zweien von Mund zu Mund gehen können. Der Ausdruck „schriftliches Zwiegespräch“ ist also nur eine Metapher, denn in der Regel sind Zwiegespräche, sie unterscheiden sich von diesen dadurch, dass der Partner dem Schreibenden nicht ins Wort fallen kann. In den Briefen ist es dem Schreibenden möglich, gleichsam auszureden und sich also auszusprechen, und durch den freien Raum, den das papier seinem Schreibwerkzeug schafft, ist ihm auch die Zeit eingeräumt, die er braucht, seine Worte zu überdenken.“ (Seite 52/53)
Schon in jungen Jahren unterschied er zwischen „Schriftsteller“ und „Dichter“: „ein Dichter bleibt, ein Schriftsteller aber vergessen wird.“ (Seite 35)
Als Jus-Student hatte er gute Fortschritte, war aber mit dem Engagement der Professoren unzufrieden: „Nie wieder habe ich von ihrer Sache so unbeseelte Menschen erlebt wie jene Professoren und Dozenten der Universität.“ (Seite 66)
Graz war zu dieser Zeit ein literarisches Zentrum. Es erschien die wichtigste Literaturzeitschrift; das „Forum Stadtpark“ war ein Sammelplatz für junge Dichter. In Graz lebten Barbara Frischmuth, Wolfgang Bauer, Gerhard Roth – alle 1941/1942 geboren.
Als der Durchbruch als Schriftsteller gelang stellte er sein Studium ein. Er wurde zum Star. „Wo er auftrat jubelte ihm ein Publikum aus Gleichaltrigen zu. Er war der Typ seiner Generation.“ Er liebte die Beatles und Rolling Stones und trug selbst lange Haare. Mit 30 Jahren – und da endet diese Biografie – hatte er seinen Erfolgshöhepunkt erreicht. Die 1967 eingegangene Ehe mit Libgart war schon wieder zu Ende und er wurde zum alleinerziehenden Vater seiner Tochter. Seine Mutter hatte Selbstmord begangen. Alles Umstände, die einen anderen Handke produzierten und die – so der Autor dieser Biografie – stehen „in einem anderen Buch“. (Seite 131)
(Prishtina, 15.01.2010)
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