Abstract
Er ist nicht so bekannt wie Puschkin und Gogol. Seine Kollegen schätzten ihn aber. Er zählt zu den Großen der russischen Literatur. Mit „Oblomow“ stellt er einen Mann dar, der sich durch Faulheit und Lustlosigkeit auszeichnet. Dieser Charakter wird großartig beschrieben, wie jede Person, die in diesem Roman auftritt ausführlich beschrieben wird. Der Körper, das Verhalten und der Charakter.
„Olga ging mit etwas vorgeneigtem Kopf, der sich graziös und edel auf ihrem dünnen, stolzen Hals wiegte, sie bewegte sich mit dem ganzen Körper gleichmäßig und schritt leicht, fast gewichtslos dahin.“ (Seite 256)
Sein Freund versucht ihn aus der lethargischen Rolle heraus zu holen: „Die Arbeit ist Abbild, Inhalt, Wesen und Ziel des Lebens, wenigstens meines Lebens. Sieh, du hast die Arbeit aus deinem Leben verjagt: und was ist daraus geworden? Ich will versuchen dich aufzurichten, vielleicht zum letzten Mal.“ (Seite 243) „Du scheinst sogar zum Leben zu faul zu sein.“ (Seite 226)
Auch die Art des Lebens wird detailgenau beschrieben. Wie etwa der Umgang mit Krankheiten. Etwa gegen Verletzungen „wurden erprobte Heilmittel angewandt: die getroffene Stelle rieb man mit Flußschwamm oder Hahnenfuß ein, dem Verletzten gab man Weihwasser zu trinken oder besprach ihn und alles verging.“ (Seite 176)
Bei Kohlegasvergiftungen – di oft vorkamen – legte man „sich Gurken auf den Kopf und band ein Handtuch darüber; der andere stopfte sich Moosbeeren in die Ohren und roch an Meerrettich, der dritte ging im bloßen Hemd in die Kälte hinaus, der vierte wälzte sich einfach ohnmächtig auf dem Fußboden.“ (Seite 177)
Veränderungen von der einen zur anderen Generation gab es nicht: „Die Norm des Lebens war fertig und ihnen von den Eltern übergeben worden, die sie ihrerseits, ebenfalls fertig, vom Großvater erhalten hatten, und der Großvater wieder vom Urgroßvater, und zwar mit dem Vermächtnis, sie in unversehrtem Zustand … zu hüten.“ (Seite 161)
Kurze Zeit hat der unglückliche Mensch auch Glück und eine wunderbare Frau verliebt sich in ihn. Er kann das aber nicht meistern und verliert sie wieder. Sein bester Freund heiratet sie. Er begnügt sich mit seiner Haushälterin. Letztlich scheidet er aus dem Leben, so wie er gelebt hat: „…die ewige Ruhe, die ewige Stille und das träge Dahinkriechen von einem Tag zum anderen hatten die Maschine seines Lebens dennoch leise zum Stillstand gebracht.“ (Seite 644)
Es ist ein langatmiger Stil, wie ihn heutige Dichter nicht mehr verwenden und wozu der Leser des 21. Jahrhunderts keine Zeit mehr hat. Trotzdem geht die Spannung auf den über 600 Seiten nicht verloren, wenngleich auch wenig Faktisches passiert.
(Hinterbrühl - Bela, 10.02.2015)
Links
BibTeX (Download)
@book{GONTSCHAROW2015, title = {Oblomow}, author = {GONTSCHAROW, Iwan A}, year = {2015}, date = {2015-02-10}, abstract = {Er ist nicht so bekannt wie Puschkin und Gogol. Seine Kollegen schätzten ihn aber. Er zählt zu den Großen der russischen Literatur. Mit „Oblomow“ stellt er einen Mann dar, der sich durch Faulheit und Lustlosigkeit auszeichnet. Dieser Charakter wird großartig beschrieben, wie jede Person, die in diesem Roman auftritt ausführlich beschrieben wird. Der Körper, das Verhalten und der Charakter. „Olga ging mit etwas vorgeneigtem Kopf, der sich graziös und edel auf ihrem dünnen, stolzen Hals wiegte, sie bewegte sich mit dem ganzen Körper gleichmäßig und schritt leicht, fast gewichtslos dahin.“ (Seite 256) Sein Freund versucht ihn aus der lethargischen Rolle heraus zu holen: „Die Arbeit ist Abbild, Inhalt, Wesen und Ziel des Lebens, wenigstens meines Lebens. Sieh, du hast die Arbeit aus deinem Leben verjagt: und was ist daraus geworden? Ich will versuchen dich aufzurichten, vielleicht zum letzten Mal.“ (Seite 243) „Du scheinst sogar zum Leben zu faul zu sein.“ (Seite 226) Auch die Art des Lebens wird detailgenau beschrieben. Wie etwa der Umgang mit Krankheiten. Etwa gegen Verletzungen „wurden erprobte Heilmittel angewandt: die getroffene Stelle rieb man mit Flußschwamm oder Hahnenfuß ein, dem Verletzten gab man Weihwasser zu trinken oder besprach ihn und alles verging.“ (Seite 176) Bei Kohlegasvergiftungen – di oft vorkamen – legte man „sich Gurken auf den Kopf und band ein Handtuch darüber; der andere stopfte sich Moosbeeren in die Ohren und roch an Meerrettich, der dritte ging im bloßen Hemd in die Kälte hinaus, der vierte wälzte sich einfach ohnmächtig auf dem Fußboden.“ (Seite 177) Veränderungen von der einen zur anderen Generation gab es nicht: „Die Norm des Lebens war fertig und ihnen von den Eltern übergeben worden, die sie ihrerseits, ebenfalls fertig, vom Großvater erhalten hatten, und der Großvater wieder vom Urgroßvater, und zwar mit dem Vermächtnis, sie in unversehrtem Zustand … zu hüten.“ (Seite 161) Kurze Zeit hat der unglückliche Mensch auch Glück und eine wunderbare Frau verliebt sich in ihn. Er kann das aber nicht meistern und verliert sie wieder. Sein bester Freund heiratet sie. Er begnügt sich mit seiner Haushälterin. Letztlich scheidet er aus dem Leben, so wie er gelebt hat: „…die ewige Ruhe, die ewige Stille und das träge Dahinkriechen von einem Tag zum anderen hatten die Maschine seines Lebens dennoch leise zum Stillstand gebracht.“ (Seite 644) Es ist ein langatmiger Stil, wie ihn heutige Dichter nicht mehr verwenden und wozu der Leser des 21. Jahrhunderts keine Zeit mehr hat. Trotzdem geht die Spannung auf den über 600 Seiten nicht verloren, wenngleich auch wenig Faktisches passiert. (Hinterbrühl - Bela, 10.02.2015) }, keywords = {Roman, Russland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} }