Abstract
HENISCH, Peter: „Nichts als Himmel“, Salzburg Wien 2023
Zum 80. Geburtstag von Peter Henisch erschien dieses Buch. Es hat – wie jenes zu seinem 70er – einen Italienbezug. Der Protagonist Spielmann hat sein Leben grundlegend verändert. Er, der Lehrer, hat mit 55 Jahren seinen Job gekündigt. Seine Kollegen erscheint das als falsche Entscheidung. Zusätzlich hat er eine Scheidung hinter sich und lebt nun während der Corona Pandemie isoliert in einer kleinen Wiener Wohnung. Er braucht psychologische Unterstützung. Daraus entwickelt sich eine Beziehung zur behandelnden Psychotherapeutin und deren Mann. Sie haben eine Wohnung in der Toskana. Nachdem sie selbst viel Arbeit haben und keinen Urlaub machen können, geben sie ihm den Schlüssel, damit er dort einige Zeit wohnen kann.
Italien ist für Peter Henisch ja kein unbekanntes Land. Schon sein Buch „Mortimer und Miss Molly“ handelte hier.
Er lebt wie ein Einsiedler in der Wohnung der Wiener Freunde. Beschäftigt sich mit sich selbst. Mit Lesen und fotografieren. Trotzdem treten mehrere Personen in sein Leben. Zu Beginn ein Italiener, der ihn mit dem Wohnungsbesitzer verwechselte. Er führte ihn in die Dorfgemeinschaft ein und lud ihn auch zu sich ein. Dann ein etwas verschrobener Intellektueller, der ihm die Gärten des Ortes erklärte. Auch eine Frau trat in sein Leben. Schon bei der Ankunft half sie ihm das komplizierte Schloss der Haustür aufzusperren. Mit einer Schale Kirschen aus ihrem Garten besuchte sie ihn dann und daraus entwickelte sich eine Beziehung.
Henisch setzt sich auch mit aktuellen Problemen auseinander. So auch die Migration von Afrikanern in Italien. Er bringt solch globalen Probleme sehr anschaulich anhand von Beispielen, anhand von Personen. So etwa steht plötzlich ein afrikanischer Migrant in der Nacht mit vorgehaltener Pistole auf seiner Terrasse. Er verlangt etwas zum Trinken und zum Essen. Spielmann versorgt ihn. Da er von der Polizei verfolgt wird, versteckt er ihn. Sie leben längere Zeit zusammen. Als dann die deutsche Frau, mit der er in San Vito eine Beziehung begonnen hatte, wieder zurückkommt, stellt sich heraus, dass sie den Migranten kennt. Sie hat einmal in einem Dorf gearbeitet, wo der Bürgermeister den Migranten leerstehende Häuser zur Verfügung gestellt hat. Letztlich wurde er aber rechtlich verfolgt und auch verurteilt, obwohl er sich nicht persönlich bereichert hat, sondern den Unterstandslosen geholfen hat. Da der Afrikaner nicht auf Dauer in der Wohnung versteckt werden kann, entschließt sich die Freundin ihn nach Deutschland mitzunehmen. Sie wird ihn beim Passieren der Grenze zu Österreich und zu Deutschland im Kofferraum verstecken. Ob dieser „Transport“ gut gegangen ist bleibt im Buch offen.
Die neue Vorgangsweise der italienischen Regierung gegen Migranten wird auch anschaulich berichtet: Spielmann trifft in Siena auf eine Wahlversammlung von Frau Meloni und deren Agitation gegen Afrikaner.
Den Buchtitel bekam das Buch durch die Situation, dass der Protagonist Spielmann in seinem Einsamkeit in der italienischen Wohnung der Freunde viel fotografierte und hier vor allem den Himmel.
„Himmel mit aufgehender Sonne. Himmel mit untergehender Sonne.
Himmel mit Wolken. Wolkenloser Himmel.
Himmel mit zunehmendem Mond. Himmel mit abnehmenden Mond.
Himmel mit Sternen. Himmel ohne Sterne.
Himmel mit hellgrauen Streifen. Himmel mit dunkelgrauen Streifen.
Ein Himmel völlig vom Wind verwischt.
Wolken am unteren Rand des Bildes wie heftig strömendes Wasser.“ (Seite 227)
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