Abstract
BRANDSTETTER, Alois: „Nachspielzeit“, Salzburg Wien 2023
Mit zunehmendem Alter, wenn der Tod näherkommt, will der Mensch noch vieles erledigen. So auch ein Dichter wie Alois Brandstetter. In seinem letzten Buch „Lebensreise“ hat er über sein eigenes Leben resümiert. Inzwischen wurde der 85 Jahre alt und nochmals kommt ein Buch. Er sieht es als Zuschlag, als gewonnene Zeit und so titelt er das Buch „Nachspielzeit“. Mehr Zeit als erwartet. Obwohl er auch in diesem Buch über sein Leben nachdenkt und Erlebnisse wiedergibt, gibt es einen durchgehenden Faden, der sich um das Thema Auto rankt. Eine Automarke, die sich „Rubicon“ nennt, gibt den Anlass dafür. Man erfährt, dass der Rubikon ein Fluss in Italien ist, der seine Bedeutung des „Überschreitens“ einer gewissen Situation hat, durch Cäsars Armee entstand, die diesen Fluss überschritten hatte und damit kein Zurück mehr zuließ. Selbst – und hier wird wieder der Boden zum eigenen Leben gespannt – hat er den Rubikon als junger Mensch mit dem Fahrrad überquert, als er mit einem Freund nach Rom unterwegs war. Auch die Situation des Vergessens im Alter wird mit diesem Wort dargestellt, denn Brandstetter sah dieses Auto „Rubicon“, aber als er zu Hause ankam, hatte er den Namen vergessen und musste nochmals hingehen. „Es ließ mich mein altersbedingtes schlechtes Gedächtnis wieder einmal im Stich“.“ (Seite 7)
Viele Details des Lebens, die man als Leser vielleicht nicht oder noch nicht registriert hat, werden beschrieben. Etwa, dass der Bayrische Rundfunk als Weckruf nicht nur das Krähen eines Hahn sendet, sondern zeitgemäß auch das Starten eines Traktors.
Immer wieder kommt das Buch auf Autos zurück. Viele Automarken nahmen Anleihe beim Militär: Wolf von Mercedes, Kadett von Opel, Admiral, Commodore, Kapitän oder der Gladiator von Jeep-Wrangler. Aber auch Namen, die nach Erfolg aussahen, hatten Erfolg, wie etwa der 2CV von Citroen, was „vilain petit canard“ (hässliches kleines Entlein). Zu seiner Präsentation im Jahr 1948 wurde es mitleidig belächelt. Die Käufer brachten es aber zu einem Erfolg. Ford gab als Produzent seinen Namen für seine Autos her und VW blieb beim Namen Volkswagen, obwohl dies nach Ende des Deutschen Reiches nicht sehr populär war. Der Name „Mercedes“ geht hingegen auf die Tochter des erfolgreichen österreichischen Autohändlers Jellinek zurück. Von Fiat erwartete man, dass der Name aus dem katholischen Italien auf die Vaterunserbitte „Fiat voluntas“ zurückgeht. Brandstetter schreibt: gefehlt. „FIAT aber muss man entschlüsseln als Fabricia Italiana Automobili Torino.
Manche Autonamen bekamen aber in manchen Sprachen negative Bezeichnungen. Mitsubishis „Pajero“ bedeutete im spanischen „Wichser“. Dacias „Dokker“ bedeutet in Kärnten „Trottel“. Fiats „Uno“ im finnischen „Dummkopf“. Hondas „Fitta“ im schwedischen „Vulva“. Mazdas „Laputa“ heißt im spanischen „Hure“ und Fords „Pinto“ im portugisischen „kleiner Penis“.
Bei vielem, das der Autor für dieses Buch recherchiert und zusammengetragen hat muss man als Leser lachen. Brandstetter ist als Germanist ja ein Dompteur der Worte und so ist es genussvoll die eine oder andere Szene des Buchs zu lesen. Das Buch ist kein Roman, den man in einem Zug lesen kann, sondern besteht aus aneinandergereihten Anekdoten, die aber mit dem Synonym „Auto“ zusammengehalten werden.
Er erklärt uns die Funktion der Verkehrsampel und wann und wie sie eingeführt wurde und schreibt, dass das auch im Deutschen verwendete Wort Chauffeur aus dem Französischen und der Zeit der Dampfmaschine kommt und „Heizer“ heißt. Ein Wort, dass wir oft verwenden, aber nicht hinterfragen.
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