Milchfrau in Ottakring, Tagebuch aus den dreißiger Jahren

RACHMANOWA, Alja: Milchfrau in Ottakring, Tagebuch aus den dreißiger Jahren. 2018.

Abstract

RACHMANOWA, Alja: „Milchfrau in Ottakring, Tagebuch aus den dreißiger Jahren“, Wien 2017
Das Buch war in den Dreißigerjahren ein Welterfolg. Es wurde in über 20 Sprachen übersetzt und hatte hohe Verkaufszahlen. Es ist das Tagebuch einer jungen russischen Frau, die in Russland mit einem österreichischen Kriegsgefangenen verheiratet war. Die Familie – der Österreicher, die Russin und ein dreijähriger Bub – wurden des Landes verwiesen und kamen ohne Hab und Gut in Wien an, wo sie unter ärmlichen Verhältnissen eine neue Existenz aufbauen mussten. Die Frau – eine Akademikern – wurde Geschäftsfrau und betrieb in einem Wiener Außenbezirk eine kleine Lebensmittelhandlung mit deren Einkunft sie die Familie unterhielt. Schreiben war ihr Hobby und sie schrieb in ihrer Muttersprache (russisch) ein Tagebuch, das ihr Mann übersetzte. Mit der Vermarktung dieses Tagebuchs kamen sie aus der Armut heraus. Im Zweiten Weltkrieg wurde ihr Buch verboten und als die sowjetischen Truppen Wien besetzten durfte es wieder nicht verkauft werden.
Die Autorin beschreibt in ihren Tagebüchern die täglichen Vorkommnisse in ihrem Geschäft und charakterisiert sehr gut ihre Kunden. So wird der Brand des Justizpalastes aus der Sicht der Vorstadtmenschen geschildert.
Als Ausländerin wird ihr aber alles schwer gemacht „Etwas ist für mich ein großes Hindernis: daß ich eine Ausländerin bin. Wäre ich eine „Hiesige“ wäre es sicher viel leichter.“ (Seite 42) Sie wird von vielen Menschen gehasst, weil sie eine Ausländerin ist. „Dieser Haß gegen Menschen, die man gar nicht kennt, dieses Verlangen, anderen ohne jeden leisesten Grund Böses zu tun, setzt mich in tiefstes Erstaunen. Es wird mir geradezu unheimlich, wenn ich sehe, welch furchtbare dunkle Kräfte im Menschen verborgen sind.“ (Seite 42) Menschen fragen sie warum sie überhaupt nach Wien gekommen sei und meinen „Wir haben hier ohnehin genug Arbeitslose. Nur das Brot nehmen sie den Unsrigen weg!“ (Seite 77) Vieles ist so wie in der heutigen Zeit des 21. Jahrhunderts, wo Migranten von vielen Menschen nicht akzeptiert werden. Die Menschen haben sich also nicht weiterentwickelt.
Das Tagebuch beginnt mit der Ankunft der Familie im Dezember 1925 in Wien und endet mit der Übersiedlung im Sommer 1927 nach Salzburg, wo ihr Mann einen Job bekommen hat. Die Armut hatte damit ein Ende. Die Milchfrau konnte ihren Job abgeben und das Geschäft wurde mit Gewinn verkauft. Alja Rachmanowa hat uns ein schönes Bild aus ihrer Zeit geliefert. Nicht nur ihr persönliches Leben als Emigrantin, sondern auch eine sehr anschauliche Schilderung der Dreißigerjahre in Wien.

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    Die Autorin beschreibt in ihren Tagebüchern die täglichen Vorkommnisse in ihrem Geschäft und charakterisiert sehr gut ihre Kunden. So wird der Brand des Justizpalastes aus der Sicht der Vorstadtmenschen geschildert.
    Als Ausländerin wird ihr aber alles schwer gemacht „Etwas ist für mich ein großes Hindernis: daß ich eine Ausländerin bin. Wäre ich eine „Hiesige“ wäre es sicher viel leichter.“ (Seite 42) Sie wird von vielen Menschen gehasst, weil sie eine Ausländerin ist. „Dieser Haß gegen Menschen, die man gar nicht kennt, dieses Verlangen, anderen ohne jeden leisesten Grund Böses zu tun, setzt mich in tiefstes Erstaunen. Es wird mir geradezu unheimlich, wenn ich sehe, welch furchtbare dunkle Kräfte im Menschen verborgen sind.“ (Seite 42) Menschen fragen sie warum sie überhaupt nach Wien gekommen sei und meinen „Wir haben hier ohnehin genug Arbeitslose. Nur das Brot nehmen sie den Unsrigen weg!“ (Seite 77) Vieles ist so wie in der heutigen Zeit des 21. Jahrhunderts, wo Migranten von vielen Menschen nicht akzeptiert werden. Die Menschen haben sich also nicht weiterentwickelt.
    Das Tagebuch beginnt mit der Ankunft der Familie im Dezember 1925 in Wien und endet mit der Übersiedlung im Sommer 1927 nach Salzburg, wo ihr Mann einen Job bekommen hat. Die Armut hatte damit ein Ende. Die Milchfrau konnte ihren Job abgeben und das Geschäft wurde mit Gewinn verkauft. Alja Rachmanowa hat uns ein schönes Bild aus ihrer Zeit geliefert. Nicht nur ihr persönliches Leben als Emigrantin, sondern auch eine sehr anschauliche Schilderung der Dreißigerjahre in Wien.
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