Mehr Kopf als Tuch, Muslimische Frauen am Wort

ABUZAHRA, Amani: Mehr Kopf als Tuch, Muslimische Frauen am Wort. 2017.

Abstract

Das Buch entstammt dem Projekt mit dem Titel „Sichtbarmachung der Diversität muslimischen weiblichen Lebens“. Sieben Frauen liefern Beiträge aus ihrem muslimischen Leben.
In der ersten Geschichte wird Wien als Stadt dargestellt, die den kopftuchtragenden Frauen Anonymität bietet. In einem Gedicht werden alle Stationen der Wiener U-Bahn U3 beschrieben.
Die zweite Autorin bezeichnet sich selbst als Europäerin und versteht nicht, dass Leute ihr gegenüber von „wir“ und „ihr“ sprechen, obwohl sie beide im selben Land in Europa geboren sind. Viele Medienberichte stellen Moslemfrauen falsch dar; auch Schulbücher.
Leyla Derman erzählt eine Woche aus dem Leben einer muslimischen Familie. Einer ganz normalen Familie mit Vater, Mutter und Kindern, wo die Hausarbeit sogar sehr modern partnerschaftlich geteilt wird, wo auch die Frau Karriere macht. Eine sehr gut geschriebene Geschichte, die den Leser wie durch ein Fenster in das Leben dieser muslimischen Familie blicken lässt.
Soufeina Hamed setzt sich mit Stereotypen auseinander und beginnt bei sich selbst: In ihr ist das Bild eines Mannes mit Glatze als rechtsextrem eingeprägt. Ein Vorurteil, so wie viele Christen Muslime als Terroristen einstufen. Sie stellt auch fest, dass man die Gruppe, der man selbst angehört immer positiv darstellt, weil das Positive auch auf sich selbst abfärbt. Sie beklagt mit Beispielen die Medien und ihre negative Berichterstattung über muslimische Frauen. Das schädige auch sie persönlich. Sie versucht sich mit Aufklärung in einer neuen Form: Interkulturelle Kommunikation mit Comics.
Für eine andere Autorin ist „Religion“ ein „Lebensweg“. Im arabischen heißt Religion „Din“, was soviel wie Weg bedeutet. Religion ist so ein Teil des täglichen Lebens: was man wie macht. Sie klärt auch auf: das Kopftuch kommt nicht im Koran vor, dafür aber in der Bibel, im 1. Korintherbrief 1.11.6: „Wenn eine Frau kein Kopftuch trägt, soll sie sich doch gleich die Haare abschneiden lassen. Ist es aber für eine Frau eine Schande, sich die Haare abschneiden oder sich kahl scheren zu lassen, dann soll sie sich auch verhüllen“).
In einem weiteren Beitrag kommt man zur Erkenntnis, dass beim Thema „die Frau in der Religion“ nicht so viel Unterschied zwischen Katholiken und Muslimen ist. Es ist stark maskulin ausgerichtet, obwohl es im Koran beziehungsweise in der Bibel nicht so ist.
Haliemah Mocevic plädiert dafür, dass wir Menschen nicht nur die Gemeinsamkeiten, sondern auch die Unterschiede anerkennen sollten. „Es ist das Glück des Menschen, ein anderer unter Gleichen zu sein.“ (Seite 103) Eine andere Autorin erklärt den „westlichen“ Menschen, dass es kein Kompliment ist, wenn man sagt „Sie sprechen aber gut deutsch“. Nur wenn man ein Kopftuch trägt muss man nicht Fremde sein. Viele Muslime sind bereits hier geboren.
Die Autorin der Geschichte „Wie heißt ihr Großvater?“ nimmt die Leserschaft zu einer Reise nach Amman und zur Westbank mit, um aufzuzeigen, dass sie sich dort genauso bewegt und verhält wie in Bielefeld in Deutschland.
Die letzte Geschichte versteigt sich zu einer Gegenüberstellung von Femen – protestierenden nackten Ukrainerinnen – und muslimischen Kopftuchträgerinnen. Sie nützte das medienwirksame Auftreten der blankbusigen Blondinen um in einer Gegendemonstration auf die Freiheiten der muslimischen Frauen hinzuweisen.
Das Fazit des vorliegenden Buches ist es, dass die Kopftuchdiskussionen primitiv und unnötig sind. Jede Frau kann und soll selbst entscheiden, wie sie sich kleiden will. Kleidung ist unabhängig von Religion und ein Zeichen der Freiheit und nicht der Unterdrückung.

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