Abstract
KAPUSCINSKI, Ryszard: "König der Könige. Eine Parabel der Macht", Zürich 2012
Der Autor ist ein polnischer Journalist, der das Leben des Königs von Äthiopien, Haile Selassie beschreibt. Er tut es, indem er seine eigenen Erlebnisse erzählt und ehemalige Mitarbeiter des Königs zu Wort kommen lässt. Diese Gegenüberstellung von Zeitzeugen und historischem Bericht ist eine interessante Symbiose, die für den Leser einen hohen Wahrheitsgehalt darstellt.
Warum schreibt ein Pole über Äthiopien? In der kommunistischen Zeit studierten Äthiopier im befreundeten Polen und so gibt es einige polnisch sprechende Äthiopier.
Die aufgezeigten gesellschaftliche Situation und das Intrigenspiel um den König könnte in jeder anderen Kultur stattfinden.
Spezifisch sind aber doch Funktionen an diesem Königshof, wie etwa der "Polsterträger": "Und der Herr nahm auf dem Thron Platz, und in dem Augenblick, da er die Sitzfläche berührte, schob ich ihm ein Polster unter die Füße. Das musste blitzschnell geschehen, damit die Beine des ehrwürdigen Herrn nie in der Luft hingen." (Seite 41)
Ein anderer Angestellter war damit beschäftigt die Pisse des kaiserlichen Hündchens laufend aufzuwischen.
Typisch auch die Beschreibung, welche Auswirkungen eine königliche Auszeichnung bei den Menschen bewirkte: "Denn ein gewöhnlicher Kopf, der sich vorher natürlich und frei bewegt hatte, jederzeit bereit, sich zu drehen und zu wenden, zu nicken und zu neigen, unterlag jetzt, gesalbt mit der kaiserlichen Ernennung, einer verblüffenden Beschränkung: von nun an bewegte er sich nur mehr in zwei Richtungen - zum Boden hinunter in Anwesenheit des ehrwürdigen Herrn, und nach oben, in Anwesenheit der übrigen Menschen." (Seite 50)
Der König war ein einsamer Mensch, der immer Angst hatte vor einer Revolte. Niemandem traute er. Jede Rechnung wurde von ihm genehmigt: "Jede Ausgabe im Kaiserreich, die eine Summe von zehn Dollar überschritt, bedurfte seiner persönlichen Genehmigung..." (Seite 64)
Der Autor beschäftigt sich dann sehr ausführlich mit dem Untergang des Königs. Wie schrittweise seine Vertrauten verhaftet und eingesperrt werden. Bis nur mehr ein Kammerdiener übrig bleibt. Letztendlich komme auch der König in ein Gefängnis und der Diener wird heimgeschickt. Der König fühlt sich weiterhin als Herrscher und die Gefängniswärter behandeln ihn auch so. Er stirbt und glaubt immer noch König zu sein.
(Montafon, 13.05.2012)
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