Abstract
ZWEIG, Stefan: „Joseph Fouché“, Frankfurt 1967
Ich lese dieses Buch zum zweiten Mal. 1967 hatte ich es mir gekauft. Das Taschenbuch ist über 40 Jahre alt und hat schon viele Flecken. Als Jugendlicher hat mich der hier beschrieben Mensch fasziniert. Ich hatte ihn auf meiner Maturaliste. Jetzt las ich ihn wieder und sah ihn anders. Zwar immer noch faszinierend. Ein Mann, der verschiedensten Parteien und Regierungen diente, der sich immer einen Weg offen ließ. Der arm war und nicht wusste, wie er seine Familie ernähren soll und dann wieder zum Millionär wurde. Ein ständiges Auf und Ab. Drei Mal musste er ins Exil und immer wieder kam er zurück zur Macht und zu Einfluss. In der Einsamkeit schöpfte er wieder neue Kräfte: „Erst der Rückschlag gibt dem Menschen seine volle vorstoßende Kraft.“ (Seite 68)
Napoleon etwas beschimpfte ihn vor versammelter Mannschaft und Fouché blieb ruhig und hielt seine Etikette. Er hielt sich immer auf der Seite der Sieger und der Stärkeren. Er ließ sich immer eine Hintertür offen, um die Seiten wechseln zu können. So gelang es, einem König, der Revolution und Napoleon zu dienen.
Triumphierend seine dritte Polizeiministerstelle unter Napoleon, wo er der eigentliche Außenminister ist. Napoleon wird von den europäischen Regenten nicht mehr anerkannt. Man verhandelt aber mit Fouché.
Seine letzten Exile ließen ihn aber nicht mehr zurückkehren und mit der Macht war es vorbei. Er half noch dem Königshaus an die Macht zu kommen. Er verkaufte dies mit einem Ministerposten unter dem König, der sich aber schon nach einifer Zeit nicht mehr daran hielt und ihn entließ. Verbannt suchte er Zuflucht. Nur Prag blieb ihm. Dann die provinzielle österreichische Stadt Linz. Erst als er schon ein Sterbender war erlaubte ihm Metternich nach Triest zu übersiedeln, wo er mit seiner jungen aristokratischen Frau an der Seite starb.
Der geniale Schriftsteller Stefan Zweig aber ist es, der dieser schillernden Persönlichkeit seine Strahlkraft dem Leser widergibt. Beide zusammen ergeben dieses großartige Buch.
(Hinterbrühl, 25.05.2010)
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