Im Kreuzfeuer. Am Balkan zwischen Brüssel und Belgrad

WEHRSCHÜTZ Christian: Im Kreuzfeuer. Am Balkan zwischen Brüssel und Belgrad. 2010.

Abstract

WEHRSCHÜTZ, Christian: „Im Kreuzfeuer. Am Balkan zwischen Brüssel und Belgrad“, Wien Graz Klagenfurt 2009
Der gute Inhalt muss die Ausführung des Buches wettmachen. Ein schweres Buch, was sein physisches Gewicht betrifft. Zu schwer um im Bett zu lesen. Der Verlag macht es seinen Lesern nicht leicht.
Aber zum Inhalt – was ja wichtiger ist: Der Profi Wehrschütz gibt einen sehr guten Einblick. Auch wenn man selbst schon einige Jahre dort gearbeitet hat lernt man Neues und der Autor gibt auch selbst viel von seiner Person und seinem Leben preis, was einen anderen Zugang zu seinen Berichten verschafft. Aber auch das persönlich Erlebte ist Geschichte. So werden Zeitgeschichte, historische Hintergründe und persönliche Erfahrungen übereinander gelegt und ergeben ein sehr gutes Bild der Situation. Daneben – und das ist für den Leser wichtig um bei der Stange zu bleiben – ist es spannend geschrieben.
Zwar ist – bedingt durch seinen Standort Belgrad – der Schwerpunkt Serbien und Vieles aus diesem Blickwinkel beschrieben, aber auch das ist ein wichtiger neuer Beitrag.
Gut recherchierte Geschichte lässt auch Lücken des Lesers schließen. Etwa die Vorkommnisse nach dem 2. Weltkrieg in Slowenien und dem Süden Österreichs, wo hunderttausend Menschen umkamen. Vergessene Geschichten. Die Grenzen waren immer schon nicht wirklich nach ethischen Gesichtspunkten gezogen. Über 100.000 Slowenen blieben nach der Grenzziehung zwischen Italien und Jugoslawiens in Italien und tausende Italiener auf dem anderen Hoheitsgebiet.
Auch mit Grundbegriffen räumt der Autor auf und empfiehlt anstelle von Balkan besser „Westeuropäische Länder“ zu sagen.
Wichtig auch die Aufklärung über die oft überschätzte Rolle der Religionen.
Ich habe in diesen, meinen privaten Buchbesprechungen noch nie eine Empfehlung abgegeben. Ich habe immer nur meine persönlichen Eindrücke geschildert. In diesem Fall würde ich aber sagen: Das Buch soll für alle am Balkan – pardon in den Westeuropäischen Ländern – tätigen Ausländer eine Pflichtlektüre sein. Sie würden vieles besser verstehen und oft auch anders handeln.
Was mich als Österreicher stolz machte war die Bemerkung, dass es 2004 im ganzen Land Aufstände der Albaner gab, nur nicht in jenem Gebiet, wo das österreichische Bundesheer für Ruhe und Ordnung sorgte. Sie hatten guten Kontakt zur Bevölkerung und konnten Zwischenfälle vermeiden.
(Ladis, 15.03.2010)

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    Zwar ist – bedingt durch seinen Standort Belgrad – der Schwerpunkt Serbien und Vieles aus diesem Blickwinkel beschrieben, aber auch das ist ein wichtiger neuer Beitrag.
    Gut recherchierte Geschichte lässt auch Lücken des Lesers schließen. Etwa die Vorkommnisse nach dem 2. Weltkrieg in Slowenien und dem Süden Österreichs, wo hunderttausend Menschen umkamen. Vergessene Geschichten. Die Grenzen waren immer schon nicht wirklich nach ethischen Gesichtspunkten gezogen. Über 100.000 Slowenen blieben nach der Grenzziehung zwischen Italien und Jugoslawiens in Italien und tausende Italiener auf dem anderen Hoheitsgebiet.
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