Gitti

Erika PLUHAR: Gitti. 2023.

Abstract

PLUHAR, Erika: „Gitti“, Salzburg Wien 2023
Es ist dies ein sehr persönlicher Roman von Erika Pluhar. Ihre eigene Familiengeschichte. Die Hauptfigur ist ihre ältere Schwester Brigitte – von der Familie Gitti genannt. Die Eltern wohnen in Wien. Der Vater bekommt in Brasilien einen Job bei einer Mineralölfirma und man übersiedelt. Gitti wuchs in Rio de Janeiro auf. Der Vater war ein überzeugter Nationalsozialist. Er musste aus Wien weg, weil diese Partei noch verboten war. Als Adolf Hitler die Regierung in Deutschland übernimmt, kehrt die Familie Pluhar nach Europa, nach München zurück. Erst als Österreich annektiert wird, kehrt die Familie wieder heim nach Wien. Sie wohnen in einer Villa in Döbling. Der Vater bekommt einen angesehenen Job in der Partei. Letztlich wird er Assistent des deutschen Gouverneurs in Lemberg. Die Familie übersiedelt nach Polen. Gitti geht in Lemberg in die Schule. Erika ist auf der Welt und die ältere Schwester nimmt sich ihrer an. Der Krieg zieht ins Land. Der Vater meldet sich als Soldat und die Mutter mit den beiden Mädchen kommt nach Wien zurück, wo die dritte Tochter geboren wird. Gitti nimmt eine wichtige Rolle in der Familie ein. Mit ihren zehn Jahren agiert sie wie eine Erwachsene. Wien wird bombardiert. Oft muss die Familie in den Luftschutzkeller. „Meist sah sie dann die Mutter, beim Schein einer Lampe und völlig angekleidet, nur im Lehnstuhl schlafen. Vorausschauend hatte Anna dafür gesorgt, dass Brigitte und Erika ebenfalls keinen Schlafanzug trugen, sondern angekleidet blieben, und dass der Säugling reisefertig gewickelt war.“ (Seite 64) Alles für den Luftschutzkeller war fertig gepackt. Mehrmals wurden sie in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und mussten rasch Unterschlupf suchen. Letztlich werden Familien mit Kindern auf Land gebracht, wo sie vor Luftangriffen sicherer sind. Anna Pluhar mit ihren drei Kindern – das jüngste hatte der Vater noch nicht gesehen – zieht in ein Dorf in Oberösterreich. Es ist eine abenteuerliche Reise. Mit Betteln bringt Anna ihre Kinder durch. Als der Krieg aus ist, kehrt sie nach Wien zurück und wohnt bei ihrer Schwester, wo sie seitens des Schwagers nicht sehr willkommen ist. Sie haben nur zwei Zimmer und letztlich entscheidet man, dass Gitti bei der Großmutter wohnt und von dort zur Schule geht. Gittis Cousine ist älter und geht in dieselbe Schule. Sie lernt mit Gitti und bringt sie so bis zur vierten Klasse. Eine Matura kam wegen der Lernerfolge aber nicht in Frage. Erika Pluhar, die als Kleinkind noch eine Nebenrolle in diesem Roman spielt, beschreibt aber als Schriftstellerin sehr gut den Schmerz des jungen Mädchens Gitti, als sie von ihrer Familie getrennt wird. „Das Herz tat Brigitte weh, als wäre es ein körperlicher Schmerz …“ (Seite 159)
Inzwischen ist der Vater heimgekehrt und bringt sich zu Beginn mit Hilfsarbeiten durch. Als er „entnazifiziert“ wird, bekommt er einen angeseheneren Job in Linz, der seiner Ausbildung entspricht. Die Familie kann sich eine eigene Wohnung am Stadtrand Wiens leisten. Gitti aber bleibt bei ihrer Oma. Sie geht inzwischen in eine Modeschule. Ein Lehrer nähert sich ihr. Er ist zwar um vieles älter – Gitti ist erst 16 – und es kommt zur geheimen Liebe. Letztlich heiraten die beiden. Er ist ein anerkannter Experte und bekommt einen Job beim Modeschöpfer Adelmüller. Das junge Paar wohnt in einer Wohngemeinschaft mit einem Fotografen. Ihr Mann interessiert sich für Fotografie. Letztlich wechselt er den Beruf und wird Fotograf. Die beiden übersiedeln nach New York, wo er eine Assistentenstelle bei einem angesehensten Modefotograf bekommt.
Am Ende verrät die Autorin, woher sie ihre Informationen zu diesem Roman nahm: als ihre große Schwester Gitti nach Amerika ging, versprachen sich die Schwestern regelmäßig zu schreiben und zu berichten. „Weißt du was wir machen? Du wirst mir regelmäßig Briefe schreiben! Alles was dir zustößt, was immer du erfährst. Wie eine Art Tagebuch, ja? Und ich werde dir immer antworten.“ (Seite 218)
Mit Gesprächen mit der alten Schwester konnte Erika Pluhar noch weitere Informationen zu diesem Roman einholen. Die Zeit läuft und sie bringt es auf Papier. „Noch erkennt sie mich – wie lange noch, ist ungewiss. Ihr Name ist Brigitte. Für uns ist sie Gitti. Ich möchte ihre Kindheit und Jugend nacherzählen.“ (Seite 5)

    BibTeX (Download)

    @book{PLUHAR2023,
    title = {Gitti},
    author = {Erika PLUHAR},
    year  = {2023},
    date = {2023-07-07},
    urldate = {2023-07-07},
    abstract = {PLUHAR, Erika: „Gitti“, Salzburg Wien 2023 
    Es ist dies ein sehr persönlicher Roman von Erika Pluhar. Ihre eigene Familiengeschichte. Die Hauptfigur ist ihre ältere Schwester Brigitte – von der Familie Gitti genannt. Die Eltern wohnen in Wien. Der Vater bekommt in Brasilien einen Job bei einer Mineralölfirma und man übersiedelt. Gitti wuchs in Rio de Janeiro auf. Der Vater war ein überzeugter Nationalsozialist. Er musste aus Wien weg, weil diese Partei noch verboten war. Als Adolf Hitler die Regierung in Deutschland übernimmt, kehrt die Familie Pluhar nach Europa, nach München zurück. Erst als Österreich annektiert wird, kehrt die Familie wieder heim nach Wien. Sie wohnen in einer Villa in Döbling. Der Vater bekommt einen angesehenen Job in der Partei. Letztlich wird er Assistent des deutschen Gouverneurs in Lemberg. Die Familie übersiedelt nach Polen. Gitti geht in Lemberg in die Schule. Erika ist auf der Welt und die ältere Schwester nimmt sich ihrer an. Der Krieg zieht ins Land. Der Vater meldet sich als Soldat und die Mutter mit den beiden Mädchen kommt nach Wien zurück, wo die dritte Tochter geboren wird. Gitti nimmt eine wichtige Rolle in der Familie ein. Mit ihren zehn Jahren agiert sie wie eine Erwachsene. Wien wird bombardiert. Oft muss die Familie in den Luftschutzkeller. „Meist sah sie dann die Mutter, beim Schein einer Lampe und völlig angekleidet, nur im Lehnstuhl schlafen. Vorausschauend hatte Anna dafür gesorgt, dass Brigitte und Erika ebenfalls keinen Schlafanzug trugen, sondern angekleidet blieben, und dass der Säugling reisefertig gewickelt war.“ (Seite 64) Alles für den Luftschutzkeller war fertig gepackt. Mehrmals wurden sie in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und mussten rasch Unterschlupf suchen. Letztlich werden Familien mit Kindern auf Land gebracht, wo sie vor Luftangriffen sicherer sind. Anna Pluhar mit ihren drei Kindern – das jüngste hatte der Vater noch nicht gesehen – zieht in ein Dorf in Oberösterreich. Es ist eine abenteuerliche Reise. Mit Betteln bringt Anna ihre Kinder durch. Als der Krieg aus ist, kehrt sie nach Wien zurück und wohnt bei ihrer Schwester, wo sie seitens des Schwagers nicht sehr willkommen ist. Sie haben nur zwei Zimmer und letztlich entscheidet man, dass Gitti bei der Großmutter wohnt und von dort zur Schule geht. Gittis Cousine ist älter und geht in dieselbe Schule. Sie lernt mit Gitti und bringt sie so bis zur vierten Klasse. Eine Matura kam wegen der Lernerfolge aber nicht in Frage. Erika Pluhar, die als Kleinkind noch eine Nebenrolle in diesem Roman spielt, beschreibt aber als Schriftstellerin sehr gut den Schmerz des jungen Mädchens Gitti, als sie von ihrer Familie getrennt wird. „Das Herz tat Brigitte weh, als wäre es ein körperlicher Schmerz …“ (Seite 159)
    Inzwischen ist der Vater heimgekehrt und bringt sich zu Beginn mit Hilfsarbeiten durch. Als er „entnazifiziert“ wird, bekommt er einen angeseheneren Job in Linz, der seiner Ausbildung entspricht. Die Familie kann sich eine eigene Wohnung am Stadtrand Wiens leisten. Gitti aber bleibt bei ihrer Oma. Sie geht inzwischen in eine Modeschule. Ein Lehrer nähert sich ihr. Er ist zwar um vieles älter – Gitti ist erst 16 – und es kommt zur geheimen Liebe. Letztlich heiraten die beiden. Er ist ein anerkannter Experte und bekommt einen Job beim Modeschöpfer Adelmüller. Das junge Paar wohnt in einer Wohngemeinschaft mit einem Fotografen. Ihr Mann interessiert sich für Fotografie. Letztlich wechselt er den Beruf und wird Fotograf. Die beiden übersiedeln nach New York, wo er eine Assistentenstelle bei einem angesehensten Modefotograf bekommt.
    Am Ende verrät die Autorin, woher sie ihre Informationen zu diesem Roman nahm: als ihre große Schwester Gitti nach Amerika ging, versprachen sich die Schwestern regelmäßig zu schreiben und zu berichten. „Weißt du was wir machen? Du wirst mir regelmäßig Briefe schreiben! Alles was dir zustößt, was immer du erfährst. Wie eine Art Tagebuch, ja? Und ich werde dir immer antworten.“ (Seite 218)
    Mit Gesprächen mit der alten Schwester konnte Erika Pluhar noch weitere Informationen zu diesem Roman einholen. Die Zeit läuft und sie bringt es auf Papier. „Noch erkennt sie mich – wie lange noch, ist ungewiss. Ihr Name ist Brigitte. Für uns ist sie Gitti. Ich möchte ihre Kindheit und Jugend nacherzählen.“ (Seite 5)
    },
    keywords = {Familiengeschichte, Nachkriegszeit, Zweiter Weltkrieg},
    pubstate = {published},
    tppubtype = {book}
    }