Abstract
ZEYRINGER, Klaus (Hg): „Gesellschaft im Umgang mit der Natur und anderen Außenseitern“, Wien 2020
Dieses Booklet ist im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gesellschaften im Umgang mit der Natur und anderen Außenseitern“ entstanden. Neben dem Herausgeber, der das Vor- und Nachwort schrieb, kamen sechs namhafte SchriftstellerInnen zu Wort.
Amir Fahim beschäftigt sich in seinem Aufsatz mit der Laborratte, und welchen Beitrag sie zur Forschung liefert. Er weist aber auch darauf hin, dass es in England und Frankreich um 1800 der Sport „Rat-Baiting“ sehr populär war. Man platzierte hunderte Ratten in einer Kampfgrube und schickte einen Terrier hinein, der die Ratten tötete. Ein Schiedsrichter maß die Zeit, bis die letzte Ratte tot war. Ein Wettkampf. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Laborratte maßgeblich am Fortschritt in der Medizin herangezogen.
Anna Waidenholzer erzählt von einer Tierbestattung, bei der die Tiere verbrannt und dann mit einer Urkunde und der Urne an die ehemaligen Besitzer ausgehändigt werden. Ein neues Geschäftsmodell. Parallel stellt sie gegenüber, wie ein junger Mann, der bei einem Verkehrsunfall zu tote kam, verbrannt und seine Asche von einem Schiff aus der Donau übergeben wurde.
Christoph Bauer erzählt, wie es im alten römischen Reich zu Massenhinrichtungen von exotischen Tieren kam. Der jeweilige Herrscher spendete dem Volk Unmengen von Tieren. Im 80 nach Christus erbauten ersten Amphitheater wurden zur Eröffnung – die 100 Tage dauerte – 5000 Tiere geopfert. Darunter 600 Löwen, 150 Leoparden, 18 Elefanten und ein Nashorn. Zum Gaudium des Publikums mussten sich die Tiere gegenseitig zerfleischen. Zur Beschaffung der Tiere entstand eine eigene Industrie, die sie in den Ursprungsländern fangen ließ und nach Rom oder andere römische Städte brachte. Daneben wurden die Besucher mit köstlichen Speisen verköstigt. Riesige Fischzuchtanlagen entstanden und teilweise wurden mit den Tieren auch Menschen geopfert. Oft nach einem genauen Drehbuch organisiert.
Stefan Gmündner beschäftigt sich mit dem Schriftsteller Henry David Thoreau (1817-1862) und seinem Beitrag zum Erhalt der Natur. Selbst lebte er 1845 zwei Jahre, zwei Monate und zwei Tage in einer einfachen Hütte. Er hinterließ ein 7000 Seiten starkes Tagebuch, in dem es etwa heißt „Es bedarf nur einiger Strohhalme in der Sonne, eines kleinen hingeworfenen Wortes oder eines, das lange schweigend in einem Buch geschlummert hat. Wenn das Himmelreich beginnt und die Toten auferstehen, wird keine Trompete blasen. Vielleicht wird der Südwind wehen.“ (Seite 50)
Birgit Birnbacher schildert das Leben einer alleinstehenden Witwe, die auf 22 Quadratmeter Miete wohnt.
Sabine Gruber wiederum berichtet von einer Person, die angegurtet in einem Pflegebett liegt. „Menschen, die sich sattessen und gesund sind, vergessen ihren Magen, habe ich einmal gehört. Meine Zehen erinnern das Gehen und werden über den Bewegungsverlust verrückt. Die kleinen Muskeln pulsieren.“ (Seite 65)
Links
BibTeX (Download)
@book{AMIR2023, title = {Gesellschaften im Umgang mit der Natur und anderen Außenseitern}, author = {Fahim AMIR, Anna Weidenholzer, Christoph W. Bauer, Stefan Gmündner, Birgit Birnbacher, Sabine Gruber}, editor = {ZEYRINGER Klaus}, year = {2023}, date = {2023-06-16}, urldate = {2023-06-16}, abstract = {ZEYRINGER, Klaus (Hg): „Gesellschaft im Umgang mit der Natur und anderen Außenseitern“, Wien 2020 Dieses Booklet ist im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gesellschaften im Umgang mit der Natur und anderen Außenseitern“ entstanden. Neben dem Herausgeber, der das Vor- und Nachwort schrieb, kamen sechs namhafte SchriftstellerInnen zu Wort. Amir Fahim beschäftigt sich in seinem Aufsatz mit der Laborratte, und welchen Beitrag sie zur Forschung liefert. Er weist aber auch darauf hin, dass es in England und Frankreich um 1800 der Sport „Rat-Baiting“ sehr populär war. Man platzierte hunderte Ratten in einer Kampfgrube und schickte einen Terrier hinein, der die Ratten tötete. Ein Schiedsrichter maß die Zeit, bis die letzte Ratte tot war. Ein Wettkampf. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Laborratte maßgeblich am Fortschritt in der Medizin herangezogen. Anna Waidenholzer erzählt von einer Tierbestattung, bei der die Tiere verbrannt und dann mit einer Urkunde und der Urne an die ehemaligen Besitzer ausgehändigt werden. Ein neues Geschäftsmodell. Parallel stellt sie gegenüber, wie ein junger Mann, der bei einem Verkehrsunfall zu tote kam, verbrannt und seine Asche von einem Schiff aus der Donau übergeben wurde. Christoph Bauer erzählt, wie es im alten römischen Reich zu Massenhinrichtungen von exotischen Tieren kam. Der jeweilige Herrscher spendete dem Volk Unmengen von Tieren. Im 80 nach Christus erbauten ersten Amphitheater wurden zur Eröffnung – die 100 Tage dauerte – 5000 Tiere geopfert. Darunter 600 Löwen, 150 Leoparden, 18 Elefanten und ein Nashorn. Zum Gaudium des Publikums mussten sich die Tiere gegenseitig zerfleischen. Zur Beschaffung der Tiere entstand eine eigene Industrie, die sie in den Ursprungsländern fangen ließ und nach Rom oder andere römische Städte brachte. Daneben wurden die Besucher mit köstlichen Speisen verköstigt. Riesige Fischzuchtanlagen entstanden und teilweise wurden mit den Tieren auch Menschen geopfert. Oft nach einem genauen Drehbuch organisiert. Stefan Gmündner beschäftigt sich mit dem Schriftsteller Henry David Thoreau (1817-1862) und seinem Beitrag zum Erhalt der Natur. Selbst lebte er 1845 zwei Jahre, zwei Monate und zwei Tage in einer einfachen Hütte. Er hinterließ ein 7000 Seiten starkes Tagebuch, in dem es etwa heißt „Es bedarf nur einiger Strohhalme in der Sonne, eines kleinen hingeworfenen Wortes oder eines, das lange schweigend in einem Buch geschlummert hat. Wenn das Himmelreich beginnt und die Toten auferstehen, wird keine Trompete blasen. Vielleicht wird der Südwind wehen.“ (Seite 50) Birgit Birnbacher schildert das Leben einer alleinstehenden Witwe, die auf 22 Quadratmeter Miete wohnt. Sabine Gruber wiederum berichtet von einer Person, die angegurtet in einem Pflegebett liegt. „Menschen, die sich sattessen und gesund sind, vergessen ihren Magen, habe ich einmal gehört. Meine Zehen erinnern das Gehen und werden über den Bewegungsverlust verrückt. Die kleinen Muskeln pulsieren.“ (Seite 65) }, keywords = {Natur, Randgruppen, Umwelt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} }