Gertrud

Hermann HESSE: Gertrud. 2021.

Abstract

HESSE, Hermann: „Gertrud“, Frankfurt 2020
Hesse war 33 Jahre alt, als dieses Buch erschien. Ein großartiger Roman. Die Hauptperson – sie erzählt in Ich-Form – ist ein Musiker, ein Komponist. Aber es beginnt mit der Jugend des Protagonisten, der aus einer angesehen und wohlsituierten Familie stammt. Der Vater rechnet damit, dass er, der Nachkomme, den kaufmännischen Betrieb übernimmt. Er aber will Musiker werden. Man lässt ihn gewähren, ohne aber an diese Sache, die ja kein Beruf sei, zu glauben. Während des Musikstudiums in einer entfernten Stadt stellt sich heraus, dass er nur ein mittelmäßiger Musiker werden kann. Aber er genießt die Studentenzeit und verehrt ein Mädchen, mit dem er bei einer verrückten Schlittenfahrt fast sein Bein verliert. Er liegt lange im Krankenhaus und letztlich hinkt er. Er vertieft sich in die Musik und beginnt zu komponieren. Seinem Lehrer zeigt er seine ersten Erfolge. Der aber lobt es nicht, wie er erwartet hatte. Aber er macht es auch nicht schlecht. So kann er mit dem Feed Back nichts anfangen. Er lernt einen Sänger kennen – mit dem ihn später eine innige Freundschaft verbindet -, der von seiner Komposition begeistert ist und diese zur Aufführung bringt. Nachdem der Vater gestorben ist, bleibt er in der Studentenstadt und knüpft eine Beziehung zu einem reichen Musiksponsor. Er bekommt so seine ersten Auftritte und letztlich durch den Sängerfreund auch eine Anstellung im Orchester. Im Haus des Gönners geht er aus und ein. Er ist in die Tochter verliebt, deklariert sich aber nicht, weil er ja „ein Krüppel“ sei. Er führt seinen Freund, den Sänger, ins Haus des Sponsors ein und letztlich heiraten die beiden. Ein schwerer Schlag für den Verliebten und Ungehörten. Er will sich das Leben nehmen. Aber es ergeben sich die Umstände, dass er lebend bleibt. Er hatte eine Oper geschrieben, die mit Hilfe seines Freundes in München aufgeführt wird. Er hat dem Freund viel zu verdanken und er verehrt ihn. Er ist hübsch und attraktiv. Er dagegen ein Krüppel. Trotzdem will er nicht so sein wie er: „Dennoch wünschte ich, wenn ich es auch vielleicht mir vorsagte, nicht zu sein wie er.“ (Seite 73) Oft zweifelt er an sich. „Wozu steht man am Morgen auf, isst, trinkt, legt sich abermals wieder hin? Das Kind, der Wilde, der gesunde junge Mensch, das Tier leidet unter diesem Kreislauf gleichgültiger Dinge und Tätigkeiten nicht. Wer nicht am Denken leidet, den freut das Aufstehen am Morgen und das Essen und Trinken, der findet Genüge darin und will es nicht anders.“ (Seite 118) Für ihn selbst ist es aber nicht so einfach. Er grübelt und denkt und sucht letztlich Zuflucht in der Musik.
In der Heimatstadt hat er eine Freundschaft mit einem Musiker und dessen Tochter aufgebaut, der ihm beim Umsetzen und Verfeinern der Oper hilft. Gemeinsam erleben sie die Uraufführung, die ein Erfolg wurde. „Und jetzt erhob sich und erklang vor mir wohlbekannt und doch fremd mein Werk, das meiner nimmer bedurfte und sein eigenes Leben hatte. Lust und Mühe der vergangenen Tage, Hoffnung und schlaflose Nächte, Leidenschaft und Sehnsucht jener Zeit standen losgelöst und verkleidet mir gegenüber, die Erregung heimlicher Stunden klangen frei und werbend in das Haus an tausend fremde Herzen.“ (Seite 155)
Bei seinem Besuch musste er, der Komponist, auch feststellen, dass das junge Paar sich zwar liebt und verehrt, aber nicht glücklich ist. Später kommt die Tochter zum Vater zurück, um sich zu erholen. Sie sieht krank aus. Als sie der Ehemann zurückholen will, bittet sie aber noch bleiben zu können. Es kommt zum Streit. Der junge und inzwischen anerkannte Komponist besucht seinen Freund in München. Es kommt zur Aussprache. Er rät dem Freund vom Alkohol zu lassen. Nach einer Aufführung seiner Oper gestaltet der Freund ein Fest. Sie trinken und essen und als Höhepunkt enthüllen sie ein Bild, das der Freund von seiner Frau anfertigen ließ. In der Nacht kommt es zum Unglück: der Sängerfreund beging Selbstmord. Die Witwe bleibt aber verschlossen. Lediglich die Freundschaft bleibt aufrecht. Parallel zu seiner unerwiderten Liebe passierte dasselbe mit der Tochter des Musikerfreundes. Sie ist in ihn verliebt, aber er merkt es nicht.
Die Geschichte wird als Lebensrückblick erzählt. Erst als sein Freund tot ist, erkennt er vieles in ihm. „So habe ich in den Jahren, seit Heinrich Muoth begraben ist, ihn mir tausendmal wieder lebendig gemacht und klüger und liebreicher mit ihm reden können als je im Leben.“ (Seite 180)

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    Hesse war 33 Jahre alt, als dieses Buch erschien. Ein großartiger Roman. Die Hauptperson – sie erzählt in Ich-Form – ist ein Musiker, ein Komponist. Aber es beginnt mit der Jugend des Protagonisten, der aus einer angesehen und wohlsituierten Familie stammt. Der Vater rechnet damit, dass er, der Nachkomme, den kaufmännischen Betrieb übernimmt. Er aber will Musiker werden. Man lässt ihn gewähren, ohne aber an diese Sache, die ja kein Beruf sei, zu glauben. Während des Musikstudiums in einer entfernten Stadt stellt sich heraus, dass er nur ein mittelmäßiger Musiker werden kann. Aber er genießt die Studentenzeit und verehrt ein Mädchen, mit dem er bei einer verrückten Schlittenfahrt fast sein Bein verliert. Er liegt lange im Krankenhaus und letztlich hinkt er. Er vertieft sich in die Musik und beginnt zu komponieren. Seinem Lehrer zeigt er seine ersten Erfolge. Der aber lobt es nicht, wie er erwartet hatte. Aber er macht es auch nicht schlecht. So kann er mit dem Feed Back nichts anfangen. Er lernt einen Sänger kennen – mit dem ihn später eine innige Freundschaft verbindet -, der von seiner Komposition begeistert ist und diese zur Aufführung bringt. Nachdem der Vater gestorben ist, bleibt er in der Studentenstadt und knüpft eine Beziehung zu einem reichen Musiksponsor. Er bekommt so seine ersten Auftritte und letztlich durch den Sängerfreund auch eine Anstellung im Orchester. Im Haus des Gönners geht er aus und ein. Er ist in die Tochter verliebt, deklariert sich aber nicht, weil er ja „ein Krüppel“ sei. Er führt seinen Freund, den Sänger, ins Haus des Sponsors ein und letztlich heiraten die beiden. Ein schwerer Schlag für den Verliebten und Ungehörten. Er will sich das Leben nehmen. Aber es ergeben sich die Umstände, dass er lebend bleibt. Er hatte eine Oper geschrieben, die mit Hilfe seines Freundes in München aufgeführt wird. Er hat dem Freund viel zu verdanken und er verehrt ihn. Er ist hübsch und attraktiv. Er dagegen ein Krüppel. Trotzdem will er nicht so sein wie er: „Dennoch wünschte ich, wenn ich es auch vielleicht mir vorsagte, nicht zu sein wie er.“ (Seite 73) Oft zweifelt er an sich. „Wozu steht man am Morgen auf, isst, trinkt, legt sich abermals wieder hin? Das Kind, der Wilde, der gesunde junge Mensch, das Tier leidet unter diesem Kreislauf gleichgültiger Dinge und Tätigkeiten nicht. Wer nicht am Denken leidet, den freut das Aufstehen am Morgen und das Essen und Trinken, der findet Genüge darin und will es nicht anders.“ (Seite 118) Für ihn selbst ist es aber nicht so einfach. Er grübelt und denkt und sucht letztlich Zuflucht in der Musik.
    In der Heimatstadt hat er eine Freundschaft mit einem Musiker und dessen Tochter aufgebaut, der ihm beim Umsetzen und Verfeinern der Oper hilft. Gemeinsam erleben sie die Uraufführung, die ein Erfolg wurde. „Und jetzt erhob sich und erklang vor mir wohlbekannt und doch fremd mein Werk, das meiner nimmer bedurfte und sein eigenes Leben hatte. Lust und Mühe der vergangenen Tage, Hoffnung und schlaflose Nächte, Leidenschaft und Sehnsucht jener Zeit standen losgelöst und verkleidet mir gegenüber, die Erregung heimlicher Stunden klangen frei und werbend in das Haus an tausend fremde Herzen.“ (Seite 155)
    Bei seinem Besuch musste er, der Komponist, auch feststellen, dass das junge Paar sich zwar liebt und verehrt, aber nicht glücklich ist. Später kommt die Tochter zum Vater zurück, um sich zu erholen. Sie sieht krank aus. Als sie der Ehemann zurückholen will, bittet sie aber noch bleiben zu können. Es kommt zum Streit. Der junge und inzwischen anerkannte Komponist besucht seinen Freund in München. Es kommt zur Aussprache. Er rät dem Freund vom Alkohol zu lassen. Nach einer Aufführung seiner Oper gestaltet der Freund ein Fest. Sie trinken und essen und als Höhepunkt enthüllen sie ein Bild, das der Freund von seiner Frau anfertigen ließ. In der Nacht kommt es zum Unglück: der Sängerfreund beging Selbstmord. Die Witwe bleibt aber verschlossen. Lediglich die Freundschaft bleibt aufrecht. Parallel zu seiner unerwiderten Liebe passierte dasselbe mit der Tochter des Musikerfreundes. Sie ist in ihn verliebt, aber er merkt es nicht. 
    Die Geschichte wird als Lebensrückblick erzählt. Erst als sein Freund tot ist, erkennt er vieles in ihm. „So habe ich in den Jahren, seit Heinrich Muoth begraben ist, ihn mir tausendmal wieder lebendig gemacht und klüger und liebreicher mit ihm reden können als je im Leben.“ (Seite 180)
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