Abstract
BRECHT, Bertolt: „Flüchtlingsgespräche“, Frankfurt 1998
Ein Buch, das ich noch von Franz bekommen habe. Er ist jetzt schon über zwei Jahre tot und doch lebt er für mich. So auch mit diesem Buch. Es lag noch am Stoß der Ungelesenen. Ich lese jetzt im Sommer die „Restl“ und da kommen schöne Dinge zum Vorschein. So auch dieses Buch von Brecht, wo er zwei deutsche Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg diskutieren lässt. Geschickt wählt er einen Arbeiter und einen Intellektuellen. Sie diskutieren über die Weltgeschichte und persönliches.
Das Manuskript zu diesem Buch wurde 1940 in Finnland geschrieben und der letzte Teil in den USA einige Jahre später.
Unter dem Eindruck des Dritten Reiches ist das Wort Demokratie eines, das die beiden Herren hinterfragen: „Demokratie zu zweit ist sehr schwierig. Wir müssten die Abstimmung auf Pfunde einstellen, damit ich eine Mehrheit kriegen könnte. Es wäre zu rechtfertigen, weil mein Hintern hängt von mir ab, wir können also annehmen, dass ich ihn dazu bringen könnte, mit mir zu stimmen.“ (Seite 96)
Auch die Vaterlandsliebe sehen sie eingeschränkt, weil man sich als Mensch sein Vaterland ja nicht aussuchen kann. „Das ist so, als wenn man die lieben soll, die man heiratet, und nicht die heiratet, die man liebt. Warum, ich möchte zuerst eine Auswahl haben. Sagen wir, man zeigt mir ein Stückerl Frankreich und einen Fetzen gutes England und ein, zwei Schweizer Berge und was Norwegisches am Meer, und dann deut ich drauf und sag: das nehm ich als Vaterland“ (Seite 73)
Über den Menschen selbst und sein „Gutsein“: „der Mensch ist gut, das Kalb ist schmackhaft“ (Seite 57)
In Bezug auf Deutschland meinen die beiden Herren – in dieser Zeit -, dass es besser wäre dass Deutschland seinen Namen ablegt: „… nachdem er sich in Paris und vor Stalingrad und in Lidice hat blicken lassen, jetzt endlich den Drang verspürt, dass er seinen Namen ablegt. Wie soll er sonst ein neues Leben anfangen, wenn jeder ihn kennt? Wir könnten uns, zur Unterscheidung, das, sagen wir, neunte Land nennen.“ (Seite 57/58)
„Die Kapitalisten sind auch nicht absolut frei … dass sie soviel Anzüge herstellen können, als gebraucht werden, nur soviel, als gekauft werden können.“ (Seite 99)
Über das Denken meinte er: „Es ist eine ganze Kaste geschaffen worden, eben die Intellektuellen, die das Denken besorgen müssen und dafür eigens trainiert werden. Sie müssen ihren Kopf ausvermieten an die Unternehmer wie wir unsere Hände.“ (Seite 101)
Zum Faschismus: „Der Idee, dass man den Faschismus aushalten könnt, wenn er nur friedlich wär, begegnet man öfters. … Warum, es ist, wie wenn man sagt, die Schweinemast ist für die Schweine auszuhalten, wenn sie dann nur nicht geschlachtet würden.“ (Seite 132)
Der letzte Teil – er titelt unter dem Kapitel „Zu den „Flüchtlingsgesprächen“ gehörende Texte“ – sind einige Seiten sexuell und schlüpfrig. Hier berichtet Brecht über seine sexuellen Erfahrungen. Hat Nichts mit dem Rest des Buches zu tun…
(Prishtina - Hinterbrühl, 10.08.2008)
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