Eine Frage der Schuld

TOLSTAJA, Sofja: Eine Frage der Schuld. 2014.

Abstract

TOLSTAJA, Sofja: "Eine Frage der Schuld", München 2010
Eine Freundin empfahl mir dieses Buch und es war eine sehr gute Empfehlung.
Die um vieles jüngere Frau von Tolstoi war ursprünglich auch Dichterin, musste sich nach der Heirat aber dem großen Dichter unterordnen. Umso erfreulicher ist es, dass einige Romane von ihr existieren, wie etwa dieser, der zeigt welch großes Talent sie war. Leider ist nicht viel von ihr erhalten, weil sie vor ihrer Hochzeit mit Tolstoi alles von ihr Geschriebene – auch ihre Tagebücher – verbrannte.
Ich glaube heute ist der Unterschrift von weiblichen und männlichen Schriftstellern nicht so groß als vor hundert und mehr Jahren. Man fühlt an der Art, wie die Texte geschrieben sind, dass das von einer Frau stammt.
Das Buch baut auch den Ablauf der Liebesbeziehung eines Ehepaares sehr schön auf. Von der großen ersten Liebe mit all den später kommenden Wellen der Enttäuschung und des Versuchs wieder zu beginnen. Der Verlauf der Beziehung zwischen Eheleuten wird bis zum Tod der Frau beschrieben.
Im Anhang des Buches findet sich eine Autobiografie der Frau Tolstois. Interessant das Leben einer Frau im Russland des 19. Jahrhunderts zu lesen. Die Vorgeschichte ihrer Eltern und Großeltern und wie sie selbst Zugang zur Universität bekam. Sie beschreibt wie sie durch Bücher von Feuerbach und Büchner zum Materialismus fand, den aber wieder verließ, weil ihr die orthodoxe Kirche und ihr Glaube fehlten. Auch in den späten Jahren ihrer Ehe, als ihr Mann von der Kirchenlehre abfiel und sogar exkommuniziert wurde, blieb sie dem orthodoxen Glauben treu.
Auch ihr Zugang zur Literatur wird angesprochen: „Ich lernte eher schlecht, beschäftigte mich immer ausschließlich mit dem, was ich liebte. So begeisterte ich mich besonders für die russische Literatur und las damals sehr viel …“ (Seite 223)
Sie war eigentlich eine Generation jünger als ihr Mann. Ihre Mutter war mit Tolstoi befreundet und er war nur 2 Jahre jünger als die Mutter. Sie hat ihre Arbeit ihrem Mann untergeordnet: „Von den ersten Tagen an war ich meinem Mann Helferin sowohl in Wirtschaftsdingen als auch bei der Abschrift seiner Werke.“ (Seite 227/228) In ihrem Tagebuch schrieb sie dazu: „Das Bewusstsein, einem Genie und großem Menschen zu dienen, gab mir Kraft zu allem“. (Seite 231) Neben der intensiven Arbeit mit ihrem Mann bekam sie 13 (lebende) Kinder, von denen sie 10 selbst stillte. Neben Hauslehrern unterrichtete das Ehepaar die Kinder selbst.
In diesem Buch werden zwei Aspekte geliefert:
• Man erfährt durch diese Biografie der Ehefrau sehr viel über ihren Mann Tolstoi.
• Der Roman „Eine Frage der Schuld“ ist ein Spiegelbild des eigenen Lebens und insofern auch eine Biografie.
Tolstoi wurde krank und die Familie übersiedelte für fast ein Jahr an die Krim. Es brachte aber keine Besserung und man ging aufs Landgut zurück. Tolstoi, der sich mehr und mehr von seiner Frau (geistig) entfernte, verließ sie letztendlich auch. Als er starb und sie nachfuhr, wurde sie nicht mehr zu ihm gelassen.
(Hinterbrühl , 19.02.2014)

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    Ich glaube heute ist der Unterschrift von weiblichen und männlichen Schriftstellern nicht so groß als vor hundert und mehr Jahren. Man fühlt an der Art, wie die Texte geschrieben sind, dass das von einer Frau stammt.
    Das Buch baut auch den Ablauf der Liebesbeziehung eines Ehepaares sehr schön auf. Von der großen ersten Liebe mit all den später kommenden Wellen der Enttäuschung und des Versuchs wieder zu beginnen. Der Verlauf der Beziehung zwischen Eheleuten wird bis zum Tod der Frau beschrieben.
    Im Anhang des Buches findet sich eine Autobiografie der Frau Tolstois. Interessant das Leben einer Frau im Russland des 19. Jahrhunderts zu lesen. Die Vorgeschichte ihrer Eltern und Großeltern und wie sie selbst Zugang zur Universität bekam. Sie beschreibt wie sie durch Bücher von Feuerbach und Büchner zum Materialismus fand, den aber wieder verließ, weil ihr die orthodoxe Kirche und ihr Glaube fehlten. Auch in den späten Jahren ihrer Ehe, als ihr Mann von der Kirchenlehre abfiel und sogar exkommuniziert wurde, blieb sie dem orthodoxen Glauben treu.
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