Abstract
HACKL, Erich: „Drei tränenlose Geschichten“, Zürich 2014
Erich Hackl hat sich als Autor mit Menschenschicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg einen Namen gemacht. Im vorliegenden Buch geht er darüber hinaus und bezieht auch Regionen wie Lateinamerika mit ein und geht in der Zeitachse bis ins 21. Jahrhundert herauf.
Gleich in der ersten der drei Geschichten wird das Schicksal und die Entwicklung einer Wiener jüdischen Unternehmerfamilie aufgezeigt, die nach Brasilien flüchtet und deren nachfolgende Generationen mit den südamerikanischen politischen Verhältnissen in Konflikt kommen.
In der zweiten „tränenlosen Geschichte“ beschreibt Hackl einen Fotografen im Konzentrationslager Auschwitz. Er musste im KZ alle neuangekommen Häftlinge fotografieren. In den ruhigeren Zeiten ließen sich die Mitarbeiter des KZs fotografieren. So etwa eine Sekretärin, die sich noch mit nacktem Busen fotografieren ließ bevor sie Selbstmord beging, weil sie die Gräueltaten nicht verkraften konnte. Mehrere Bilder sind nach dem Krieg berühmt geworden: die Hochzeit eines Häftlings und vier Mädchen, die knapp vor dem Hungertod nackt fotografiert wurden. Für den Mediziner Mengele war er abkommandiert um die medizinischen Versuche des Arztes zu dokumentieren. Etwa Liliputaner aus Ungarn Frauen, die gynäkologisch verstümmelt wurden. Ein Offizier wollte die verschiedenen Stadien vor dem Hungertod dokumentiert haben.
Mit all diesen Gräuelfotos im Kopf konnte er nach dem Krieg – den er durch Glück überlebte – nicht mehr fotografieren. Wann immer er durch den Sucher eines Fotoapparates schaute sahen ihm die vier fast verhungerten nackten Mädchen entgegen.
Einer seiner Mithäftlinge war Österreicher, fühlte sich aber als Pole. Als solcher war er irrtümlich inhaftiert worden. Als man den Fehler feststellte, entschuldigte sich die Lagerleitung und wollte ihn frei lassen. Er aber fühlte sich als Pole und wollte bei den anderen Polen bleiben. Ein anderer Österreicher – Karl Albrecht von Habsburg-Lothringen fühlte sich als Pole und nicht als Österreicher. Nach 1918 wechselte er seine Staatsbürgerschaft und diente in der polnischen Armee. Die deutschen Besatzer verhafteten und enteigneten ihn, weil er seine völkische Abstammung verleugnet hatte. Er überlebte die Gefangenschaft und kehrte 1945 nach Polen zurück, wo er aber nach der kommunistischen Machtübernahme weiter fliehen musste und in Stockholm Zuflucht fand.
Die dritte Geschichte in diesem Buch wird einer Kärntner Frau, die mit ihrem Freund als Kommunist tätig ist gewidmet. Das Schicksal führt über verschiedene Arbeitslager und KZs bis sie letztlich fast am Ende der deutschen Hitlerherrschaft erschossen wird.
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