Abstract
MARAI, Sandor: „Die Möwe“, München 2008
Ein führender Beamter in Budapest kurz vor Kriegerklärung. Er trifft eine Frau, die seiner verstorbenen Freundin zum Verwechseln ähnlich sieht. Der Vater der Verstorbenen sieht den Freund als Mörder, auch wenn er sie nicht ermordet hat. „Ich weiß wie raffiniert man töten kann. Man kann einen Menschen einfach mit seinem Benehmen töten.“ (Seite 56)
Den Massenmenschen habe es vor 50 Jahren (bezogen vom Schreiben des Buches weg) noch nicht gegeben. „Die Städte sind gewachsen wie apokalyptische Zementungeheuer und haben haben die Menschen gefressen. Diese sind nicht mehr Individuen, sondern nur noch Daten in einer Statistik.“ (Seite 42)
Den einzelnen Menschen definiert er einfach: „Dieser gebügelte und parfümierte Dreck, der einen Körper hat, Nerven, Redefähigkeit, nur keine Seele mehr.“ (Seite 41)
Marai beschreibt die Frau, wie es ein Dichter der heutigen Zeit wohl nicht mehr machen dürfte. Die Frau erscheint als zweitrangiges Wesen neben dem Mann, das nach Schönheit beurteilt wird. „Sie ist eine schöne Frau, jung, einwandfrei gekleidet, … Diese primitive Männerzufriedenheit erfüllt ihn; zugleich lächelt er über seine Eitelkeit.“ (Seite 81) Er läßt aber auch die Frau selbst so unterwürfig reagieren „Bist du zufrieden hochgeborener Mann? … sie scheint sich ein wenig zu verneigendie Unterwürfigkeit einer Odaliske aus, die erleichtert einen Knicks macht, weil es ihr gelungen ist, das Gefallen des Paschas zu erringen.“ (Seite 83)
Da kam also ein Double der verstorbenen Freundin in sein Büroum ihn um einen Job und ein Visum zu fragen. In einer Zeit, wo der Zweite Weltkrieg schon in vielen Ländern tobte und ihr Elternhaus in Helsinki bombadiert wurde.
Er verbringt mir ihr – nach einem Opernbesuch – eine Nacht in seiner Wohnung. Es wird aber nicht klar, ob sie eine Spionin ist oder andere Aufgaben erfüllt. Sie geht am Morgen ohne die Sache aufzuklären und auch ohne ein Verhältnis mit dem ungarischen Beamten zu beginnen.
(Hinterbrühl, 29.12.2008)
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