Abstract
PUSCHKIN, Alexander S.: „Die Erzählungen“, Düsseldorf Zürich 1996
Angeregt durch die letzte Russlandreise und das Tolstoi-Buch las ich Puschkins Erzählungen.
Die erste Erzählung berichtet über einen Neger (ich darf so sagen, weil es auch im Buch so heißt – bzw Mohr), den der Zar freigekauft und zu seinem engsten Berater gemacht hatte. Er schickt ihn nach Frankreich zur militärischen Ausbildung wo er auch sehr erfolgreich ist und auch gesellschaftlich sehr integriert wird. Er verliebt sich in eine Gräfin. Auf Ersuchen des Zaren kehrt er aber nach Russland zurück, wo er weiter dem Zaren dient. Dieser will ihn mit einer Russin verheiraten. Hier aber zeigt sich die Einstellung zur „Rasse“. Das Fräulein stirbt lieber als einen Schwarzen zu heiraten.
In der zweiten Geschichte – in mehreren Kapitel – erzählt Puschkin die Geschichte von Iwan Petrowitsch und gibt einen tiefen Einblick ins Leben Russlands um diese Zeit. Dazwischen immer wieder nette Anweisungen an den Leser warum er etwa diese oder jene Geschichte nicht detaillierter bringt.
In der Geschichte „Roslawlew“ erklärt Puschkin die Liebe der Russen zum Französischen in seiner Zeit. Es gab keine russische Literatur. Die Russen waren gezwungen französische Autoren zu lesen. Erst mit dem Feldzug Napoleons kam wieder russischer Patriotismus auf. Auch die Stellung der Frauen in dieser Zeit definiert er sehr treffen: „Die Kargheit seiner Briefe war nicht etwa auf seine eigene Unbedeutendheit zurückzuführen, auf ein für uns übrigens höchst beleidigendes Vorurteil. Er nahm nämlich an, dass man sich Frauen gegenüber eines Tones befleißigen müsse, der ihrem Schwachsinn entspreche, und dass wichtige Dinge sie überhaupt nichts angingen.“ (Seite 149)
Die Geschichte über Dubrowskij enthält viel menschliche Weisheit, wenn auch in einer Zeit vor mehreren hundert Jahren. Wie zwei Freunde Feinde werden und er Sohn den Vater rächt.
Mit „Der Hauptmannstochter“ zeigt Puschkin, dass Russland mit dem Osten des Landes das hatte, was für Amerika der Wilde Westen war. Ein armer Adeliger schickt seinen Sohn zur militärischen Ausbildung in diese Gegend. Er erzählt dem Leser, wie das Leben in dieser Gegend „der Wilden“ ist.
In der letzten Erzählung nimmt Puschkin Bezug zum Stand und Status der Dichter in Russland. Er zeigt dies am Beispiel eines italienischen Dichters, der nach Sankt Petersburg kam, um hier als Dichter Geld zu verdienen.
Puschkin ist ein großartiger Geschichtenerzähler. Ein Vorteil für uns Leser des 21. Jahrhunderts; wir erfahren das Leben in Russland vor 200 Jahren.
(Hinterbrühl, 29.07.2010)
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