Abstract
WALSER, Robert: „Geschwister Tanner“, Frankfurt 1983
Dieses Buch habe ich mehrfach zur Hand genommen und erst nach Jahren des Besitzes – ein Geschenk meines Freundes Franz Jantsch – zu lesen begonnen. Es führt in eine andere Zeit, in eine andere Welt. In eine Zeit, wo es noch Köchinnen und Diener in der Familie gibt.
Robert Walser stammt aus einer kinderreichen Schweizer Familie und dieser Hintergrund spiegelt sich auch in diesem Buch wider. Es kommen seine Brüder – der Maler, der Dichter und der Gelehrte – und seine Schwester die Lehrerin vor. Er selbst wechselt oft den Job. Sein Bruder macht sich Sorgen, er aber geht zufrieden und unbeschwert durch die Welt. Er hat Zeit über sein – noch kurzes – Leben nachzudenken. Etwa an die Schulzeit: „Es war in unserer Klasse Mode geworden, die Streber zu verachten, deshalb kam es öfters vor, dass sich intelligente und kluge Schüler aus Vorsicht einfach dumm stellten. Dieses Verhalten, wenn es bekannt wurde, galt als musterhaftes Betragen unter uns.“ (Seite 118). Auch Simon, die Romanfigur war ein guter Schüler, der sich schlechter darstellte, um bei den Kameraden gut anzukommen. Seinem Bruder, dem Maler lässt er sagen: „Ob ich hundert Landschaften male oder zwei, ist das nicht ganz gleichgültig? Es kann einer immer malen und bleibt doch ein Stümper, dem es nie einfällt, seinen Bildern einen Hauch von seinen Erfahrungen einzugeben …“ (Seite 93)
Einige Monate lebt er bei der Schwester, der Lehrerin und baut eine Beziehung zu ihr auf, die mehr eine Freundschaft, als eine geschwisterliche ist. Über das Zusammenleben sagt die Schwester: „du warst so still in der Nacht, du vermehrtest mit deinem Schlaf die Stille. (Seite 179) Aber auch von hier zieht es ihn weiter.
Dann war die Hauptfigur des Romans – so wie auch der Dichter im echten Leben – Hausdiener. Nach einigen Wochen gab er auch das wieder auf und es blieb ihm nur mehr ein Notstandsjob als Schreiber einer Organisation für Mittellose. Mit diesem Einkommen konnte er nicht einmal sein Zimmer bezahlen.
Der Roman endet in der Villa, in der er einmal wohnte und die zu diesem Zeitpunkt ein Altenheim war. Er kam mit der Verwalterin ins Gespräch und erzählte ihr sein Leben und von seiner Familie. Die Verwalterin fand Gefallen in ihm und bat ihn um einen Spaziergang in der Winterlandschaft.
(Hinterbrühl, 03.07.2012)
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