Der Irrweg

Martin Lechner: Der Irrweg. 2021.

Abstract

LECHNER, Martin: „Der Irrweg“, Salzburg Wien 2021
Es ist schon alles gesagt; was will man da noch Neues sagen? Und doch kann man es. Wie etwa im vorliegenden Buch eine alleinerziehende Mutter, die ihr Schicksal nicht ertragen kann und zur Alkoholikerin – Säuferin wäre das stärkere und passendere Wort – wird. Darunter leidet auch der, bei ihr wohnende, Sohn. Er hätte lieber ein geordnetes Zuhause. Aber die Mutter kehrt – im wahrsten Sinne des Wortes – alles unter den Teppich. In diesem Fall unter ein Tuch, das sie vor dem Ausmalen des Zimmers über die, in der Mitte zusammengerückten Möbel, geworfen hat. Es verbirgt auch Dinge, die man weghaben will. Zum Ausmalen des Zimmers kam sie aber ein Jahr lang nicht. Ein Jahr, das der Sohn als Zivildiener in einer Irrenanstalt verbrachte. Der Grund? In der Schule kursierte auf Sozialen Medien ein Video, das ihn mit seiner stockbetrunkenen Mutter zeigte. Er wurde zum Spott der Mitschüler. Das bewog ihn auch ein Sabbatical, eine Auszeit von der Schule zu machen. Er, der von allen Mitschülern gehänselt wurde wollte sich in einer neuen Umgebung, unter anderen Mitschülern bewegen. Das konnte er, indem er die Klasse wechselte, indem er ein Jahr ausließ. Aber auch nach dem Neueinstieg lebte die Angst weiter.
Lechner schreibt in einem teilweise sehr witzigen Stil: „Tatsächlich bewegte er sich so steif und eckig wie eine Sonnenliege bei ihren ersten Gehversuchen.“ (Seite 216) oder „Draußen an der frischen Luft schien sein Gehirn zu einer harten grünen Erbse einzuschrumpfen, die bei jedem Schritt von der einen zur anderen Schädelwand kullerte. Die letzten Nervenzellen, die darin noch Dienst schoben, knisterten in Alarmbereitschaft.“ (Seite 159) Unerwartet fallen diese Wortkonstruktionen ebenso unerwartet über den Leser her. Ja, das Buch hat etwas Neues an sich. Sowohl vom Thema als auch vom Schreibstil.

    BibTeX (Download)

    @book{Lechner2021,
    title = {Der Irrweg},
    author = {Martin Lechner},
    year  = {2021},
    date = {2021-04-21},
    abstract = {LECHNER, Martin: „Der Irrweg“, Salzburg Wien 2021
    Es ist schon alles gesagt; was will man da noch Neues sagen? Und doch kann man es. Wie etwa im vorliegenden Buch eine alleinerziehende Mutter, die ihr Schicksal nicht ertragen kann und zur Alkoholikerin – Säuferin wäre das stärkere und passendere Wort – wird. Darunter leidet auch der, bei ihr wohnende, Sohn. Er hätte lieber ein geordnetes Zuhause. Aber die Mutter kehrt – im wahrsten Sinne des Wortes – alles unter den Teppich. In diesem Fall unter ein Tuch, das sie vor dem Ausmalen des Zimmers über die, in der Mitte zusammengerückten Möbel, geworfen hat. Es verbirgt auch Dinge, die man weghaben will. Zum Ausmalen des Zimmers kam sie aber ein Jahr lang nicht. Ein Jahr, das der Sohn als Zivildiener in einer Irrenanstalt verbrachte. Der Grund? In der Schule kursierte auf Sozialen Medien ein Video, das ihn mit seiner stockbetrunkenen Mutter zeigte. Er wurde zum Spott der Mitschüler. Das bewog ihn auch ein Sabbatical, eine Auszeit von der Schule zu machen. Er, der von allen Mitschülern gehänselt wurde wollte sich in einer neuen Umgebung, unter anderen Mitschülern bewegen. Das konnte er, indem er die Klasse wechselte, indem er ein Jahr ausließ. Aber auch nach dem Neueinstieg lebte die Angst weiter.
    Lechner schreibt in einem teilweise sehr witzigen Stil: „Tatsächlich bewegte er sich so steif und eckig wie eine Sonnenliege bei ihren ersten Gehversuchen.“ (Seite 216) oder „Draußen an der frischen Luft schien sein Gehirn zu einer harten grünen Erbse einzuschrumpfen, die bei jedem Schritt von der einen zur anderen Schädelwand kullerte. Die letzten Nervenzellen, die darin noch Dienst schoben, knisterten in Alarmbereitschaft.“ (Seite 159) Unerwartet fallen diese Wortkonstruktionen ebenso unerwartet über den Leser her. Ja, das Buch hat etwas Neues an sich. Sowohl vom Thema als auch vom Schreibstil.
    },
    keywords = {Alkoholikerin, Alleinerzieherin, Irrenhaus, Mobbing, Schule},
    pubstate = {published},
    tppubtype = {book}
    }