Der Großaktionär. Ein Fall für Kostas Charitos

MARKARIS, Petros: Wiederholungstäter. Ein Leben zwischen Istanbul, Wien und Athen. 2008.

Abstract

MARKARIS, Petros: „Wiederholungstäter. Ein Leben zwischen Istanbul, Wien und Athen“, Zürich 2008
Dahinter versteckte sich nicht ein neuer Kriminalroman mit seinem Polizisten Charitos. Nein, er, der nun schon berühmte Dichter, erzählt hier von sich selbst. Aber doch wieder nicht eine Biografie. Teilweise philosophiert er über seine Arbeit und das was er tut. Also doch keine Lebensbeschreibung des Dichters, obwohl er vieles aus seinem Leben erzählt. Etwa wie er in Istanbul als Minderheitengrieche aufgewachsen ist. Wie seine Familie unter den Maßnahmen der Türken gelitten hatten und er so aufs Land ziehen musste, obwohl er ein überzeugter Stadtmensch ist. Wie er dann nach Athen kam und auch hier wieder eine Minderheit war. Sein Vater schickte ihn nach Wien, wo er an der Wirtschaftsuniversität studieren musste, was er aber nie abschloss. Er nahm sein Leben, so wie er es wollte, oder wie es seine Lehrerinnen eingelenkt hatten: er wurde Dichter. Vom Manager in einer Zementfabrik wechselte er ins freie Berufsfach, wo er zuerst als Übersetzer ein geregeltes Einkommen hatte und nach und nach neben Drehbüchern auch Theaterstücke und letztendlich mit 58 Jahren Kriminalromane schrieb.
Mit einer Faustübersetzung haderte er lange und widmet in diesem Buch – zur Rechtfertigung? – fast ein ganzes Kapitel.
Er rechtfertig auch jede Figur seiner Romane und wie er sie konstruiert hatte; wie er sie in seiner eigenen Familie teilweise wieder findet.
Erstaunlich für einen Kriminologen der Satz „Forgive, but not forget“ (Seite 24)
Istanbul reihte er so ins ein Lebensbild ein: „Stets betrachteten die Griechen Konstantinopel und Alexandria als die zwei großen Zentren des Griechentums, und das tun sie heute noch.“ (Seite 30)
Als bekennender Sozialist lässt er uns auf Seite 53 ausrichten: „Früher gingen wir auf die Straße, um zu protestieren, wenn die Rechte der Bürger mit Füßen getreten wurden. Nun hat sich im öffentlichen Leben eine fast christliche Ethik breitgemacht, und jede Abweichung wird mit Sünde gleichgesetzt.“
Als Genießer beim Essen sagt er:
„Apostolis, was ist das für eine
Sonderbare Schenke?
Auf meinem Teller liegt eine Wolke,
in meinem Glas der Himmel“ (Seite 81)
Er analysiert die Art der Kriminalromane und kommt zum Schluss, dass „die Morde im Süden eine sanftere, eine menschlichere Note“ (Seite 102) haben.
Der neuen Kommunikationstechnologie steht er skeptisch gegenüber:
„Von den neuen Antennen kommen die alten Dummheiten.
Die Weisheit wurde von Mund zu Mund weitergegeben“ (Seite 146)
(Dubai, 05.12.2008)

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    Mit einer Faustübersetzung haderte er lange und widmet in diesem Buch – zur Rechtfertigung? – fast ein ganzes Kapitel.
    Er rechtfertig auch jede Figur seiner Romane und wie er sie konstruiert hatte; wie er sie in seiner eigenen Familie teilweise wieder findet.
    Erstaunlich für einen Kriminologen der Satz „Forgive, but not forget“ (Seite 24)
    Istanbul reihte er so ins ein Lebensbild ein: „Stets betrachteten die Griechen Konstantinopel und Alexandria als die zwei großen Zentren des Griechentums, und das tun sie heute noch.“ (Seite 30)
    Als bekennender Sozialist lässt er uns auf Seite 53 ausrichten: „Früher gingen wir auf die Straße, um zu protestieren, wenn die Rechte der Bürger mit Füßen getreten wurden. Nun hat sich im öffentlichen Leben eine fast christliche Ethik breitgemacht, und jede Abweichung wird mit Sünde gleichgesetzt.“
    Als Genießer beim Essen sagt er:
    „Apostolis, was ist das für eine
    Sonderbare Schenke?
    Auf meinem Teller liegt eine Wolke,
    in meinem Glas der Himmel“ (Seite 81)
    Er analysiert die Art der Kriminalromane und kommt zum Schluss, dass „die Morde im Süden eine sanftere, eine menschlichere Note“ (Seite 102) haben.
    Der neuen Kommunikationstechnologie steht er skeptisch gegenüber:
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