Abstract
KAFKA, Franz: „Das Schloss“, Köln 2005
Sensibilisiert durch meine Arbeit im Kosovo hatte ich beim Eintragen dieses Buches in meine Datenbank Probleme. Da gibt es eine Rubrik „Land des Autors“. Was ist ein Land? Eine Nation? Sind die Kosovaren Kosvaren oder Albaner? Ist Kafka ein Tscheche? Ein Österreicher? Oder vor wenigen Jahren noch ein Tschechoslowake? Never the less: er schrieb in deutsch und zählt zu den Klassikern, die man im Leben eben gelesen haben muss. So habe auch ich mir dieses Buch vorgenommen.
Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben haben viele Passagen auch in der heute modernen Welt des 21. Jahrhundert noch volle Bedeutung. Speziell die Bürokratie der Beamtenschaft wird sehr gut beschrieben, hat Kafka sie doch selbst bei seinen Arbeiten kennen gelernt. In diesem Buch überhöht er sie aber noch und macht sie zu einem Gespenst, das sich hinter dem Anonym „Schloss“ versteckt.
Nichts ist greifbar. Kein System durchschaubar. Keine Logik kann angewendet werden. Ziele sind nicht Targets, wie im normalen Leben.
Zwischen den Geschichten – oder besser gesagt darunter – ziehen sich Beziehungen und sexuelle Erlebnisse hin, die nicht direkt ausgesprochen werden, aber existieren. Verhältnisse zu seiner Geliebten Frieda, die er heiraten wollte. Deren Nachfolgerin im Gasthaus Pepi oder Olga, die Tochter der verachteten Familie im Dorf.
Als Landvermesser wird K. von der Schlossverwaltung ins Dorf geholt. Doch hier widersprechen sich die einzelnen Abteilungen und K. muss froh sein als Schuldiener eine Beschäftigung zu finden, wobei er auch diese verliert und in wenigen Tagen in seiner persönlichen Hierarchie absinkt.
Vor allem mit der Hilfe von Frauen versucht er sein Recht zu erwirken und zur „Zentrale“, zum Schloss vorzudringen
„…wir haben hier sehr kluge Advokaten, die aus einem Nichts alles, was man nur will, zu machen verstehen …“ Seite 266/267
„Du kannst jemanden, der die Augen verbunden hat noch so sehr aufmuntern, durch das Tuch zu starren, er wird doch niemals etwas sehen; erst wenn man ihm das Tuch abnimmt, kann er sehen.“ Seite 254
(KAFKA, Franz; „Romane und Erzählungen“, Köln 2005)
(Hinterbrühl, 26.12.2007)
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