Abstract
VELIKIC, Dragan: „Das russische Fenster“, München 2008
Erst auf der ersten Textseite sagt er den ursprünglich geplanten Titel „Aufzeichnungen aus dem Leben eines Kleinbürgers“. Dieser Mensch ist in einer Kleinstadt in Serbien aufgewachsen. Seine Mutter arbeitete in einem Theater und war als Schneiderin für die Garderoben zuständig. Der Vater war Journalist einer Lokalzeitung. Den Sprung in Hauptstadt Belgrad schafften sie nie. Nur der Sohn, als er zum Studium ging. Bedingt durch den Krieg musste er abhauen. Nach dem Einberufungsbefehl zog er nach Budapest.
Als der Vater starb bekam er seine Erbschaft und diese verbrauchte er in deutschen Städten und in Budapest. Von München zog er nach Hamburg und ging verschiedensten Berufen nach. Schaufensterpuppenschlichter bis hin zum Leichenwäscher in Hamburg. Als das Geld der Erbschaft aus wurde und der Krieg im Ex-Jugoslawien zu Ende ging kehrte er heim.
Als er dann nach Serbien in seine Provinz-Heimatstadt wieder zurück gekehrt ist, ist das Buch aus. Oder wäre es aus, würde da nicht der Teil „Einige andere Geschichten“ kommen. Hier kommen nochmals alle Akteure zu Wort. Als würden sie am Leichentisch zum Waschen liegen und sie sprechen zur Hauptfigur des Romans. Dies ergänzt vieles, das im Hauptbuch nicht gesagt wurde.
„Jetzt tat ich etwas, was ich schon immer hätte tun sollen. Nicht wie ein Angsthase den Fluss betrachten, sondern schwimmen.“ (Seite 66)
„Es sind die vermeintlich unwichtigen Dinge, die uns bestimmen.“ (Seite 135)
„Ein Überschuss ist gefährlicher als ein Defizit, er lässt sich nicht verringer, ein Defizit dagegen lässt sich ausgleichen.“ (Seite 147)
„Er wünschte sich eine Beziehung, die zugleich Festland und Meer war. Hafen und Schiff. Ankerplatz und Seereise.“ (Seite 214)
„Wir wissen nur wenig, was sich unten im Kosovo abspielt.“ (Seite 225)
„Du lebst das Leben nicht, es ist das Leben, das sich an dir ereignet.“ (Seite 256)
„ … ein Ende gibt es nicht, immer ist da irgendein Fenster, zumindest eine Öffnung …“ (Seite 271)
„Der Teufel existiert, um das schlimmste aller Laster zu bestrafen – die Feigheit. Jesus ist die Liebe und die Barmherzigkeit, er kann nicht strafen. Und so ist auch der Teufel gerecht.“ (Seite 273)
„Zeitpunkt und Ort der Geburt können wir nicht wählen, alles andere schon.“ (Seite 319)
„In der Schweiz gibt es drei Internetfriedhöfe. Du bekommst die Urne, und auf der Homepage kaufst du eine Parzelle, errichtest ein Denkmal und platzierst die Fotografie.“ (Seite 334)
„Die Gesundheit ist die Maske der Krankheit“ (Seite 400)
(Prishtina, 13.12.2008)
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