Abstract
Um dem österreichischen Lesepublikum den italienischen Dichter und Maler Carlo Levi näher zu bringen, könnte man ihn mit Peter Rosegger vergleichen. Zwar lebte der Österreicher früher als Levi, dafür ist die geschilderte Landschaft und deren Bewohner in der Zeit weiter nachhinkend. Schon der Titel des Buches „Christus kam nur bis Eboli“ drückt das schon aus. Es geht hier nicht um einen theologischen Ausdruck, sondern vielmehr will man sagen, dass nicht einmal Jesus in diese entlegene Gegend in Süditalien - südöstlich von Neapel - gekommen war. Die Bewohner fühlen sich unterentwickelt und schlecht behandelt. Alles, was in der Hauptstadt in Rom entschieden wird, hat für sie keine Bedeutung. Sie mühen sich auf ihren kargen Böden der hügeligen Landschaft ab, um überleben zu können. Sie sagen von sich selbst „Wir sind keine Menschen, keine Christen, wir sind Tiere, denn Christus kam nur bis Eboli, aber nicht weiter, nicht zu uns.“ Viele von ihnen sind wegen eines besseren Lebens nach Amerika ausgewandert. Nach dem Börsenkrach im Jahr 1929 kamen die meisten von ihnen wieder zurück. Mit ihren Ersparnissen aus Amerika kauften sie Grund und Boden und waren wieder arm, weil alles zu wenig fruchtbar war.
Diese Aufzeichnungen entstanden in einem zweijährigen Aufenthalt des Arztes Carlo Levi, der als Gegner des Faschismus vom Regime in die Verbannung, in diese abgeschiedene Gegend geschickt wurde. Er durfte die Grenze des Bergdorfs nicht verlassen, musste sich täglich beim Dorfpolizisten melden und wurde laufend beobachtet. Als Arzt half er den speziell unter Malaria leidenden armen Bauern. Die beiden ortsansässigen Ärzte, die über geringe medizinische Kenntnisse verfügten, wurden eifersüchtig und zeigten Levi an. Von der Polizei wurde ihm die ärztliche Tätigkeit verboten. Die Bauern kamen aber weiter zu ihm. Anfangs unbemerkt in der Nacht. Als dann der Bürgermeister selbst für seine Tochter Hilfe brauchte, half Levi nur unter der Auflage, auch den Bauern helfen zu dürfen. Aus Angst vor der faschistischen Obrigkeit konnte der Bürgermeister das nicht erlauben, aber er tolerierte es.
Daneben geht Levi seiner künstlerischen Neigungen als Maler nach und dokumentiert die Landschaft und ihre Einwohner auf Leinwand. Als ein neuer Pfarrer ins Dorf kommt und ein Harmonium anschafft, stellt er sich sogar als Musiker zur Verfügung und begleitet die Sonntagsmesse mit Musik. Die Bauern sind begeistert und verehren ihn. Als ihm die medizinische Tätigkeit verboten wurde, kam es zu Protesten.
1935 kam der Arzt und Maler Levi in diese Gegend. Zwei Jahre blieb er. Als Italien im Krieg in Afrika Adis Abeba besiegte, wurden viele Verbannte frei gelassen. So auch Levi. 1945 wurden diese seine Aufzeichnungen als Buch auf grauem Ersatzpapier, wie es in den Nachkriegsjahren nur möglich war, gedruckt. 18 Jahre später erschien es 1963 wieder. „Christus kam nur bis Eboli“ gibt es in über 40 Sprachen.
In seinem Buch definierte Levi genau, warum es Differenzen zwischen Nord- und Süditalien gibt:
• „Es handelt sich vor allem um das Nebeneinanderbestehen von zwei vollkommen verschiedenen Kulturen, von denen keine imstande ist, sich der anderen anzugleichen. Land und Stadt, vorchristlich und christliche Kultur stehen einander gegenüber.“ (Seite 265)
• Das zweite Problem ist das wirtschaftliche. „Es ist das Elendsproblem. „Dieses Land ist allmählich verarmt; die Wälder sind abgeholzt, die Flüsse zu Wildbächen geworden, der Viehbestand ist zurückgegangen, … und überall herrscht die Malaria.“ (Seite 265)
• Und dann ist es das soziale Problem. Großgrundbesitzer verfügen über die armen Bauern, die selbst kein Land oder ein, zum Überleben zu kleines Land haben.
Der Autor wagt sogar, die heute noch zutreffende Prognose: „unter jedem Zeichen würde Italien immer in zwei feindliche Teile gespalten bleiben.“ (Seite 264)
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