Anatomie einer Nacht

KIM, Anna: Anatomie einer Nacht. 2017.

Abstract

KIM, Anna: „Anatomie einer Nacht“, Berlin 2012
Kim entführt den Leser in eine andere Welt; nach Grönland. Sie zeigt die Natur und die Menschen und deren Wechselwirkung auf.
Herbst beginnt im August. Die Kälte dominiert. Im Winter ist es durchgehend dunkel. „Nachts wird Amaraq (so heißt das fiktive Dorf) von einer Schwärze übermalt, so dickflüssig wie unvermischte Farbe, dann existieren weder der Fjord noch die Berge, Täler, Seen oder der Fluss, es gibt bloß eine schwarze Masse, ein Nichts, das sich fleckenweise über der Landschaft verteilt, den Rest bedrängt, aber Lücken zulässt, die es mit abstrakten Elementen, Lichtspielen, Lichtwellen, einem Meer aus Licht, füllt.“ (Seite 24) Wunderbar wird der Kampf der Natur beschrieben; wie sich Eisberge Land erobern und trotzdem sterben müssen. Es sei – so Kim – eine Illusion an so einem Ort, der mit nur drei Farben auskommt – blau, braun und weiß – glücklich zu sein.
Die Menschen leben bescheiden. Bescheiden wie auch die Natur Vegetation hervorbringt. Viele – zumindest in diesem Roman – sind arm; leben von der Notstandshilfe oder vom Betteln. Die Behausungen sind einfache Hütten. Man lebt mit dem Minimum. Es „darf ausschließlich das existieren, was für das Überleben absolut notwendig ist: die Mindestanzahl an Einrichtungen und Menschen.“ (Seite 56) Das Überflüssige müsse verschwinden. Trostlos könnte man sagen. Das ist es auch, warum die Selbstmordrate hoch ist.
11 Menschen lässt die Autorin in einer Nacht sterben. Alle Selbstmord. Die letzte – Sarah – „war mit dem Wunsch geboren worden, sich zu töten, für sie war das die natürliche Art zu sterben, alles andere, Tod durch Krankheit, Tod im Alter, war für sie unnatürlich und sinnlos.“ (Seite 293)
Neben dem Tod spielt Liebe eine große Rolle in dem dünn besiedelten Land. Liebe ist „ein Zeitvertreib, dem jeder nachgeht, weil die Auswahl an Tätigkeiten, Hobbys, beschränkt ist und man meint, dass Liebe wiederholbar sei.“ (Seite 50)
Kim entführt nicht nur in eine für Europäer (obwohl Grönland ja auch Europa ist) andere Welt, auch die Namen der Einwohner sind für uns Festlandleser schwierig. Zu Beginn des Buchs ist eine Liste aller Namen abgedruckt. Das ist sehr hilfreich beim Lesen, um sich immer wieder zurecht zu finden.

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    Kim entführt den Leser in eine andere Welt; nach Grönland. Sie zeigt die Natur und die Menschen und deren Wechselwirkung auf.
    Herbst beginnt im August. Die Kälte dominiert. Im Winter ist es durchgehend dunkel. „Nachts wird Amaraq (so heißt das fiktive Dorf) von einer Schwärze übermalt, so dickflüssig wie unvermischte Farbe, dann existieren weder der Fjord noch die Berge, Täler, Seen oder der Fluss, es gibt bloß eine schwarze Masse, ein Nichts, das sich fleckenweise über der Landschaft verteilt, den Rest bedrängt, aber Lücken zulässt, die es mit abstrakten Elementen, Lichtspielen, Lichtwellen, einem Meer aus Licht, füllt.“ (Seite 24) Wunderbar wird der Kampf der Natur beschrieben; wie sich Eisberge Land erobern und trotzdem sterben müssen. Es sei – so Kim – eine Illusion an so einem Ort, der mit nur drei Farben auskommt – blau, braun und weiß – glücklich zu sein.
    Die Menschen leben bescheiden. Bescheiden wie auch die Natur Vegetation hervorbringt. Viele – zumindest in diesem Roman – sind arm; leben von der Notstandshilfe oder vom Betteln. Die Behausungen sind einfache Hütten. Man lebt mit dem Minimum. Es „darf ausschließlich das existieren, was für das Überleben absolut notwendig ist: die Mindestanzahl an Einrichtungen und Menschen.“ (Seite 56) Das Überflüssige müsse verschwinden. Trostlos könnte man sagen. Das ist es auch, warum die Selbstmordrate hoch ist. 
    11 Menschen lässt die Autorin in einer Nacht sterben. Alle Selbstmord. Die letzte – Sarah – „war mit dem Wunsch geboren worden, sich zu töten, für sie war das die natürliche Art zu sterben, alles andere, Tod durch Krankheit, Tod im Alter, war für sie unnatürlich und sinnlos.“ (Seite 293)
    Neben dem Tod spielt Liebe eine große Rolle in dem dünn besiedelten Land. Liebe ist „ein Zeitvertreib, dem jeder nachgeht, weil die Auswahl an Tätigkeiten, Hobbys, beschränkt ist und man meint, dass Liebe wiederholbar sei.“ (Seite 50)
    Kim entführt nicht nur in eine für Europäer (obwohl Grönland ja auch Europa ist) andere Welt, auch die Namen der Einwohner sind für uns Festlandleser schwierig. Zu Beginn des Buchs ist eine Liste aller Namen abgedruckt. Das ist sehr hilfreich beim Lesen, um sich immer wieder zurecht zu finden.},
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