Abendland

KÖHLMEIER Michael: Abendland. 2007.

Abstract

KÖHLMEIER, Michael: „Abendland“, München 2007
Mehrere Generationen erzählen sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte. Da ist Carl, der Mathematikprofessor aus Innsbruck, der einem Dichter, den er schon als kleinen Buben kennt und dessen Vater – ein Musiker – er verehrte. Der Dichter – ist es Köhlmeier selbst? – gibt auch sein Leben zum Besten. Wenn es – um die Frage zu beantworten – wirklich Köhlmeier selbst ist, dann hat er diese Selbstdarstellung doch noch besser gelöst als seine Zeitgenossen und zur selben Zeit auf den Markt gekommen Dichter wie Gerhard Roth, Robert Menasse oder Thomas Glavinic. Als hätte sich die Branche der Schreiber ausgemacht, das heuer, 2007, nur das eigene Leben beschrieben wird.
Es ist ein sehr „volles“ Buch. Viele Geschichten in einem verwoben. Viele Jahre hat Köhlmeier daran geschrieben. Was aber hat es mit „Abendland“ zu tun? Es ist doch das Gegenteil vom Morgenland? Ein Teil der Geschichte spielt in Amerika. Ist das noch Abendland?
„Wann ist eine Geschichte eine gute Geschichte? Wenn sie gebaut ist wie ein Leben.“ Seite 166
„Die Kreuzigung Christi als Faktum sei zu ihrer Zeit nichts Außergewöhnliches gewesen, erst die Evangelisten hätten dieses Ereignis erhöht und gleich zum Außergewöhnlichsten überhaupt erkoren, in dem sie an ihren Erzählungen die ganze Welt daraufhin ausrichteten.“ Seite 183
„Und dies sei, so legte sie dar, die Quintessenz ihrer Forschung: dass es im Märchen einzig um Gewinn und Verlust gehe und dass demzufolge nur zwei Typen von Figuren auftreten – der Sieger und der Verlierer. … Alle Typen im Märchen sind dieser Dichotomie untergeordnet: die Klugen sind die Sieger, die Dummen die Verlierer, die Schönen sind die Sieger, die Hässlichen die Verlierer, die Bösen sind die Verlierer, die Guten sind die Sieger.“ Seite 271
„Die Bilder kamen mir – sicher ungerechterweise – ein wenig nach Jagdtrophäen vor, und mir fiel ein, was mein Vater einmal gesagt hatte, dass, wer nichts könne, immerhin sammle.“ Seite 506
„Wer, bitte, sollte bei diesen Weltzeitungen daran interessiert sein, dass ein österreichischer Schriftsteller, der mehr einer sein wollte, als dass er einer war, jede Woche mit seiner Geschichte eine lukrative Werbeeinschaltung verdrängt?“ Seite 511/512
„ … als eine solche stellte ich mir den Teufel vor: die Verdammten waren seine Gefangenen auf ewig, nicht einmal der Tod konnte sie von ihm scheiden, denn dort unten wurde nicht mehr gestorben …“ Seite 670
(28.11.2007)

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    Es ist ein sehr „volles“ Buch. Viele Geschichten in einem verwoben. Viele Jahre hat Köhlmeier daran geschrieben. Was aber hat es mit „Abendland“ zu tun? Es ist doch das Gegenteil vom Morgenland? Ein Teil der Geschichte spielt in Amerika. Ist das noch Abendland?
    „Wann ist eine Geschichte eine gute Geschichte? Wenn sie gebaut ist wie ein Leben.“ Seite 166
    „Die Kreuzigung Christi als Faktum sei zu ihrer Zeit nichts Außergewöhnliches gewesen, erst die Evangelisten hätten dieses Ereignis erhöht und gleich zum Außergewöhnlichsten überhaupt erkoren, in dem sie an ihren Erzählungen die ganze Welt daraufhin ausrichteten.“ Seite 183
    „Und dies sei, so legte sie dar, die Quintessenz ihrer Forschung: dass es im Märchen einzig um Gewinn und Verlust gehe und dass demzufolge nur zwei Typen von Figuren auftreten – der Sieger und der Verlierer. … Alle Typen im Märchen sind dieser Dichotomie untergeordnet: die Klugen sind die Sieger, die Dummen die Verlierer, die Schönen sind die Sieger, die Hässlichen die Verlierer, die Bösen sind die Verlierer, die Guten sind die Sieger.“ Seite 271
    „Die Bilder kamen mir – sicher ungerechterweise – ein wenig nach Jagdtrophäen vor, und mir fiel ein, was mein Vater einmal gesagt hatte, dass, wer nichts könne, immerhin sammle.“ Seite 506
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