1947. Als die Gegenwart begann

ASBRINK, Elisabeth: 1947. Als die Gegenwart begann. 2017.

Abstract

ASBRINK, Elisabeth: „1947. Als die Gegenwart begann“, Zürich, Hamburg 2017
Wer einen Roman erwartet wird enttäuscht sein. Es ist ein historischer Bericht des Jahres 1947. Die Monate dieses Jahres stellen die einzelnen Kapitel dar und innerhalb dieser dann – jeweils getitelt mit dem Namen des Landes – Erzählungen aus verschiedenen Ländern und was in diesem Monat dort passierte. Es sind meist weniger bekannte Geschichten, die an sich interessant sind, aber mehr einem Pressearchiv als einem literarischen Werk entsprechen. Einzig die Geschichte eines ungarischen Buben Joszef, der in Deutschland in einem Heim untergekommen ist kommt in mehreren Monaten vor und zeigt, was aus diesem Kind innerhalb des Jahres 1947 geworden ist. Während des Krieges haben viele Kinder ihre Eltern verloren und sind zu Waisen geworden. Die Mutter von Joszef hat ihn alleine durchgebracht und verschaffte ihm einen Platz in einem von der UNO errichteten Jugendlager für jüdische Kinder in Deutschland. Sie sollten später nach Palästina kommen. Im Februar bezieht er seinen Platz im Lager und schon im März kommt die Mutter und stellt ihn vor die Alternative nach Ungarn zurückzukommen, wo sie wieder geheiratet hat oder doch nach Palästina auszuwandern. Eine schwierige Entscheidung für einen Zehnjährigen.
Asbrink hat Geschichten ausgewählt, die Auswirkungen für die Zukunft hatten. Sie schreibt so, als würde sie es im Jahr 1947 erzählen und da Prognosen für die Zukunft abgeben. Sie kennt aber heute – 2017 – die Zukunft. Meist beschäftigt sich die Autorin mit negativen Meldungen, so wie es eben beim heutigen Journalismus üblich ist. „Die Zeit ist asymmetrisch. Sie bewegt sich von der Ordnung zur Unordnung und kann unmöglich wiederkehren. Ein Glas, das zu Boden fällt und zersplittert, kann nicht zur eigenen Ganzheit zurückkehren.“ (Seite 234)
„Ein Friedhof ist eine umgekehrte Stadt. Menschen unter der Erde statt auf ihr, in Urnen und Asche beschlossen statt in 37 Grad Wärme und Muskelmasse. Die Verwandlung von Sein zu Nichtsein. Wer dort eintritt, um die Erinnerung der Toten zu besuchen, bleibt ein Fremder.“ (Seite 121)
Eigentlich ist es ein journalistisches und kein literarisches Werk

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    Asbrink hat Geschichten ausgewählt, die Auswirkungen für die Zukunft hatten. Sie schreibt so, als würde sie es im Jahr 1947 erzählen und da Prognosen für die Zukunft abgeben. Sie kennt aber heute – 2017 – die Zukunft. Meist beschäftigt sich die Autorin mit negativen Meldungen, so wie es eben beim heutigen Journalismus üblich ist. „Die Zeit ist asymmetrisch. Sie bewegt sich von der Ordnung zur Unordnung und kann unmöglich wiederkehren. Ein Glas, das zu Boden fällt und zersplittert, kann nicht zur eigenen Ganzheit zurückkehren.“ (Seite 234)
    „Ein Friedhof ist eine umgekehrte Stadt. Menschen unter der Erde statt auf ihr, in Urnen und Asche beschlossen statt in 37 Grad Wärme und Muskelmasse. Die Verwandlung von Sein zu Nichtsein. Wer dort eintritt, um die Erinnerung der Toten zu besuchen, bleibt ein Fremder.“ (Seite 121)
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